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Grußwort zum 1. Köthener Sprachtag
 Von Reiner Haseloff

Deutsche Sprachwelt AUSGABE 29 Herbst 2007, S. 7
Abdrucke mit freundlicher Genehmigung der DEUTSCHEN SPRACHWELT

Wirtschaft ist ohne Sprache undenkbar. Denn wirtschaftliche Aktivitäten wie zum Beispiel der Handel erfordern, daß man miteinander spricht. In der Hansezeit von etwa 1300 bis 1600 n. Chr. waren die wirtschaftlichen Beziehungen noch überschaubar, meist ließen sich die Geschäfte in den Handelskontoren der Hansestädte erledigen – auf niederdeutsch, das zu dieser Zeit die Lingua franca in der Nordhälfte Europas war.

Durch die Globalisierung unserer Wirtschaft sind die wirtschaftlichen Beziehungen sehr viel komplizierter geworden. Damit haben sich aber auch neue Herausforderungen ergeben, wie der deutlich ansteigende Bedarf an internationaler Kommunikation zeigt. Es haben sich vielfältige Formen einer Wirtschaftsfachsprache herausgebildet, wobei sich Englisch als Lingua franca durchgesetzt hat. Gleichzeitig geht die Wirtschaftsfachsprache zunehmend in die Alltagssprache der Menschen über. Auch in den Tageszeitungen und Fernseh-Talkshows sind Wirtschaftsthemen wie Unternehmensentwicklungen und Börsenprognosen inzwischen alltäglich; Begriffe wie „Shareholder“ oder „Outsourcing“ machen dies deutlich.

Hervorragende Sprachkenntnisse und ein ebensolches Verständnis für die fremden Kulturen gewinnen in den zusammenwachsenden Wirtschaftsräumen immer mehr an Bedeutung. Warum aber sprechen wir in Deutschland immer mehr „Wirtschaftsdenglisch“, jenen unsäglichen Mischmasch aus deutschen und englischen Sprachbrocken? Warum wird zum Beispiel ein „Meeting gecancelt“, wenn man statt dessen auch eine Besprechung absagen könnte? Es ist für unser Land, für unsere Wirtschaft, außerordentlich wichtig, daß junge Menschen Fremdsprachen erlernen. Es wäre jedoch ein großer Fehler, wenn dabei die deutsche Sprache vernachlässigt würde. Kinder und Jugendliche müssen ihre Muttersprache in Wort und Schrift so beherrschen, daß sie problemlos – und vielleicht sogar mit Vergnügen – miteinander kommunizieren können. Und sie sollten den Wert der deutschen Sprache schätzen lernen, denn die gemeinsame Muttersprache ist die Grundlage unserer Kultur, sie schafft Zusammenhalt und Identität.

Ich wünsche in diesem Sinne der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft in ihrem Bemühen um den Schutz und die Pflege der deutschen Sprache sehr viel Erfolg.

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