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Bildung Grade Titel XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / Bachelor/Master, Übersicht / 12. Grundlagenwissen nicht mehr
 

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Grundlagenwissen nicht mehr gefragt
 Leserbrief zu: Bedrohung durch den Bachelor: Wir schließen. Alles raus!

 

von Ulrike Claudi, Köln   

Die promovierte Ulrike Claudi bestätigt die Sabine Doering-Manteuffels Ansicht, wonach die Bachelor-Studiengänge die Fachwissenschaften bedrohten. Sie sei in einem so genannten Orchideenfach (Afrikanistik an der Universität Köln), für die Studienberatung und (natürlich nicht alleine) für die Umwandlung des bisherigen Magisterstudienganges in ein B.A./M.A.-System zuständig und könnte ich mir jedes meiner (wahrscheinlich deswegen) langsam grau werdenden Haare einzeln ausraufen:

"Wir sind in der Afrikanistik für die Erforschung von etwa 2000 afrikanischen Sprachen samt der zugehörigen Kulturen zuständig und verfügen für diese Mammutaufgabe weltweit über eine überschaubare Anzahl von Leuten (man kennt sich in diesem Zwergfach). Fachlich gesehen gibt es also für den wissenschaftlichen Nachwuchs sinnvolle Betätigungsfelder in Hülle und Fülle. Stellen dafür gibt es allerdings so gut wie keine. Statt dessen hat man uns den Bachelor beschert, wegen der internationalen Konkurrenzfähigkeit. International konkurrenzfähig waren unsere Studenten allerdings schon immer, sogar sehr. Deutsche Studenten gelten, jedenfalls im sprachwissenschaftlichen Bereich, in den USA als sehr gut ausgebildet und im Vergleich zu amerikanischen und anderen Bewerbern auf Stipendien und Postdoc-Studiengänge als über eine hohe Allgemeinbildung verfügend. Der neue deutsche B.A.-Abschluß führt da eher zu Irritationen, zumal er mit dem amerikanischen B.A. nur den Namen gemeinsam hat. Wir müssen uns also unter dem Druck der nordrhein-westfälischen Regierung (die ihrerseits unter Druck steht) schleunigst einen B.A.-Studiengang ausdenken. Dieser soll „berufsqualifizierend" sein, was immer das heißen mag. Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin ist ja auch ein Beruf, aber das gilt nicht. Die zu erwerbenden „Kompetenzen" müssen irgendwie in dem, was ein imaginärer Normalmensch für ein normales Leben hält, praktisch verwertbar sein.

Was eindeutig nicht gefragt ist, ist die Vermittlung von Grundlagenwissen. Statt dessen soll alles irgendwie interdisziplinär sein. Aber vielleicht sollte man sich, bevor man interdisziplinär wird, wenigstens in einem Fach solide Grundlagen aneignen, oder? Im Magisterstudium, das nun auf der Abschußliste steht, studiert man drei Fächer (im Grundstudium sogar gleichberechtigt nebeneinander), was ja keine ganz blöde Voraussetzung für interdisziplinäres Denken ist; im B.A.-Studiengang wird davon nichts mehr übrig sein. Wir müssen ihn, weil unsere Lehrkapazität nicht ausreicht, in Zusammenarbeit mit Nachbarfächern zusammenstoppseln, wobei die „Module", die wir da bilden müssen, eine weitgehend willkürliche Zusammenfassung von je drei bis vier Lehrveranstaltungen sind, die dann als Einheit „abstudiert" werden müssen.

 



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