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Sprache / Artikel zur Sprache XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / 37. Tschüss
 

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Tschüss
 Ein Österreicher meint:

 

Kleine Zeitung, Region Klagenfurt, 28.06.2005   

Anfangs (bei Telefonaten mit Norddeutschen) war ich seltsam berührt: wie sich wildfremde Erwachsene mit dem amikal klingenden „Tschüss" verabschiedeten. Mittlerweile hab’ ich mich an die allgemeine Vertschüssung gewöhnt: Auch hierzulande ist der Siegeszug dieses Baba aus dem Plattdeutschen nicht zu stoppen. Tschüss, Tschüssi, Tschüssikowski, Tschüsschen sorgen dafür, dass sich Gewohntes wie Servus, Adieu, Pfiat di immer mehr vertschüsst.Dem Servus weine ich keine Träne nach: Das kommt aus dem Lateinischen und heißt Diener. Warum soll ich anderen den Lakaien bekunden? Noch ärger ist das beliebte Ciao (tschau): Das leitet sich aus einem venetischen Dialekt von schiavo ab - zu Deutsch: Sklave. Tschüss soll seinen Ursprung im französischen „adieu" und im spanischen „adios" (Gott befohlen) haben und Anfang des 19. Jahrhunderts als „atjüs" in den deutschen Sprachraum eingedrungen sein.Wir sehen: Das ist gar nicht so platt, sondern sehr europäisch. Jetzt warte ich nur darauf, dass die EU das spitz kriegt. Die arbeitet dann sicher eine Grußrichtlinie aus, die keine Fallen wie „Sch", „Ü", „ieu" oder "ciao" duldet. Wahrscheinlich würden wir uns EU-begradigt nur noch per Handzeichen verabschieden. Auch am Telefon!

Heinz Grötschnig ( zynikus@kleinezeitung.at)

Ingo Dedenbach (Bad Breisig) antwortete Herrn Grötschnig:

Lieber Herr GRÖTSCHNIG zu Tschüss:

Stets gibt es aus der Alpenrepublik arge Irritationen. Als gebürtiger Rheinländer möchte ich Sie „schlau machen".

Es gibt drei Besonderheiten:
1. Ich bin unbekannt: Abschiedsformel: Auf Wiedersehen
2. Ich bin beiläufig bekannt: Abschiedsformel: Tschüß
3. Ich bin sehr bekannt: Abschiedsformel: Tschö (auch Atschö)

Die unter 3. genannten Abschiedsformeln stammen direkt aus dem Französischen und zwar abgeleitet von A Dieu = mit oder auf Gott; (selbst das können die DUDEN-Spinner nicht erklären)

Meinen Sie mit „amikal“ amerikanisch, wenn ja, möchte ich gerne wissen, ob Sie Kanada, die VS oder Mittel- gar Südamerika meinen.

Was ist denn bitte „Baba aus dem Plattdeutschen", ist Plattdeutsch für Sie unanständig? Sie sehen, ich muß mich schlau machen; ich bin sicher, daß Sie mir auf die Sprünge helfen. Tschüssikowski, Tschüsschen ist bestimmt eine Erfindung von einigen besonders dummen Österreichern, oder doch nicht?

Tschüss soll seinen Ursprung im französischen „adieu" und im spanischen „adios" (Gott befohlen) haben und Anfang des 19. Jahrhunderts als „atjüs“ in den deutschen Sprachraum eingedrungen sein.

Was stört Sie, was, bitte, Herr Zynikus?? Ich bleibe bei ironisch - Zyniker passen nicht in meine Welt!

Das einzig und wirklich schöne an Ihren Auslassungen sind Ihre berechtigten und glossenhaften Ausführungen zur Europäischen Union (wenn es auch heißen muß: Europäischen Kommission (denn nur die erläßt die Verordnungen - nicht die Union)). Zudem bin ich erstaunt, daß Sie das ss besonders lieben, ich bleibe bis zum Ende meines Lebens bei ß. Niemand von den saublöden deutschen Politikern wird mich davon abbringen, auch keine „Kleine (zynische) Zeitung".

Ansonsten wünsche ich Ihnen etwas mehr Einsicht und gute Besserung!

Mit den besten Grüßen aus diesem „scheußlich-sprachlich-vergammelten Rheinland", in dem ich lebe und mich sehr wohl fühle.

Ingo Dedenbach
Bad Breisig, den 28. Juni 2005

Ade statt Tschüss

Zu „Zynikus“, 25. 6.Wenn man schon ein vom französischen „adieu“ („Gott befohlen“) abgeleitetes Wort verwenden will, sollte man das in vielen stimmungsvollen deutschen Gedichten und Liedern vorkommende und wohlklingende „ade“ dem schnoddrig wirkenden „tschüss“ vorziehen. Im Gedicht „Ferien“ von Theodor Storm heißt es: „Ade, du Schulhausbank. . . “ August Disselhoff dichtete das bekannte Volkslied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“. Diese beiden norddeutschen Dichter verwendeten also nicht „tschüss“, sondern „ade“ als Abschiedsgruß. Erst recht kann im süddeutschen (oberdeutschen) Raum darauf verzichtet werden, sich zu „vertschüssen“ Im schwäbisch-alemannischen und im fränkischen Dialekt sagt man „ade“.

Dr. Anton Karl Mally

 



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