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Sprache / Artikel zur Sprache XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / 71. "Von daher"
 

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"VON DAHER", ein neuer Sproß der Sprachverhunzung 
 Die Fehlfunktion einer Präposition

 

Wörterbücher und Grammatik   

Die klassische Version:
„Von daher (gemeint „aus dieser Richtung“) kamen die Leute“, erzählte die Befragte.

Neudeutsch:
„Von daher kann ich mich nicht entscheiden“, sagte der Unschlüssige. Dabei meint er vermutlich, „Daher (deshalb, aus diesem Grund etc.) kann er sich nicht entscheiden.“

Die Sprachschöpfer haben wieder zugeschlagen. Einer hat angefangen, bewußt oder unbewußt, die „Mitsprecher“ sind sprachblind und -taub gefolgt. Das Wort „daher“ reichte nicht mehr. Es mußte unbedingt aufgebläht werden. Damit hat ihn das gleiche Schicksal ereilt wie dem Modal(Abtönungs)-Partikel „etwa“, das ohne „in“ nicht mehr denkbar ist. Die Konjunktion „daher“, meistens mit kausaler Bedeutung (Ich habe Hunger; daher esse ich jetzt etwas) oder in nebengeordneter Funktion zur Präzisierung mit Adverbien und Partikeln verbunden, wird durch Voranstellen des Wortes „von“ verziert. Das zusätzliche „von“ mit eigener Bedeutung führt den Hörer/Leser zunächst in eine falsche Sinnrichtung. Der unnötige Vorsatz „von“ verursacht im Hörer/Seher Zweifel, mindestens Überlegungen darüber, ob eine und welche Bestimmung zum Inhalt des Satzes paßt.

Liegt eine lokale Bestimmung (von rechts) vor oder eine zeitliche Bestimmung (von morgen an) oder eine kausale Bestimmung(Ursache) (Der Splitter wurde von der Ärztin entfernt) oder eine modale Bestimmung (von dieser Art)?

Doch keiner dieser Bedeutungen ist die richtige, etwa um die dem „von“ folgende Konjunktion „daher“ zu ergänzen oder zu verstärken. Die kausale Bestimmung von „daher“ ist als solche klar erkennbar und benötigt auch keinen Zusatz, um verständlich zu sein. Schließlich bleibt ihm nur die Feststellung, der aufgeblähte Begriff „von daher“ ist einfach als „daher“ zu werten.

Die neue Sprechblase "von daher" ist keine Bereicherung der Sprache etwa als Ausdruck der so oft gepriesenen „natürlichen“ Sprachentwicklung, sondern eine krasse Fehlentwicklung. Sie gehört wie so viele andere Sprachschöpfungen in die Müllgrube der deutschen Sprache.

Es besteht die große Gefahr, daß hier wieder mit der Methode des unüberlegten Nachredens ein weiteres Objekt der Sprachverhunzung gepflegt wird. Analoge Schöpfungen der Spracherweiterungsgilde liegen bereits auf Abruf bereit:

von daran, von daraus, von dadurch, von dagegen, von damit, von darum, von hiermit, von warum usw.

Beispiele: „Von daran arbeiten wir bereits.

Oder:
„Von hiermit begrüße ich sie herzlich“.
„Von warum fragst du das?“

Auch andere aus der Vielzahl von Präpositionen sind verwendbar, z. B. "an" (an dadurch), "aus" (aus darum), "bis" (bis warum) usw.

Was sagen die Wörterbücher zur Schwammkonstruktion „von daher“? Zur Zeit ist sie darin noch unerwähnt. Beim Duden dürfte es eine Frage der Zeit sein, bis die sprachliche Neukonstruktion die Duden-Weihe erhält, wie sie in gewohnter Weise bereit die Schwammfloskel „davon ausgehen“ als Ersatzbegriff für „annehmen, „erwarten“ erhalten hat.

Berücksichtigt wurden Wörterbücher von DUDEN, MACKENSEN, WAHRIG und Pelzer/von Normann aus den Jahren 1955 bis 2004 sowie die Duden-Grammatik von 1966 und 2005.

U.W.

14.10.2005

 



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