Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
 

  < zurück erweiterte Suche Seite drucken
 

Titel und Dienstgrad machen nicht automatisch schlau
Eine Kiminalbeamtin: Es reicht, wenn mein Name dasteht (7.8.2002)

Lieber Herr Werner,

bei der Suche über Akademische Grade in Deutschland bin ich heute auf Ihrer Seite gelandet und möchte Ihnen ganz spontan sagen WUNDERSCHÖN!! Nein, nein ganz ohne Spott und Hohn, der zwar nicht triste aber momentan nicht gerade erhabene Arbeitstag bekam einen Lichtblick. Ich will mich nicht in Einzelheiten ergehen, aber ich habe gelernt, mit Freuden. Die Begriffe Schwamm- und Hunzeldeutsch mit dem Hinweis auf Würderitis oder Konjunktivitis waren mir bisher entgangen zumindest die Bezeichnung für die damit verbundenen Unarten. Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen, denn der öffentliche Dienst (dem ich angehöre) ist eine nicht enden wollende Fundgrube für Würderitis oder
Konjunktivitis. Meine Abneigung gegen die Behördensprache (sie ist allerdings ein klein wenig besser geworden) hat mir in meinen über 30 Berufsjahren eine Menge Tadel eingebracht, mich aber nicht abgebracht von meiner Meinung und meinen
Zuwiderhandlungen.

Ihr Brief an Herrn M. bringt es auf den Punkt. Da laufen sie herum die Herrschaften und glauben wirklich, dass der Titel oder Dienstgrad etc. sie automatisch schlau macht und mit ungeahnten Fähigkeiten ausstattet. Und die Sprache in den Beurteilungen, da zeigt sich der wahre Meister. Noch heute gibt es Vorgesetzte, die damit argumentieren, dass Beamte des mittleren Dienstes geistig minderwertiger sind denn die des gehobenen oder gar höheren Dienstes. Solche Meinungen reizen mich immer wieder zu dem Hinweis, dass es auf allen Ebenen Idioten gibt, auch in unserem Hause.

Ich selber hege keine Neidgefühle gegen "höhere Wesen mit höheren Weihen". Als ich kürzlich für eine Vortragsreihe in unserer Behörde nach meinem Dienstgrad / Titel / Amtsbezeichnung gefragt wurde habe ich gesagt, dass es mir ausreicht wenn mein Name da steht und über was ich den Vortrag halte. Dies hatte zur Folge, dass außer bei unserem Präsidenten keine Titel vor die Namen gesetzt wurden. Fand ich in Ordnung. Schon vor 15 Jahren habe ich darauf bestanden, dass mein Dienstgrad nicht in meinem Dienstausweis steht, denn ich wollte als Mensch anerkannt und respektiert werden und nicht wegen meines Dienstgrades.

Oh, ich bin fast unhöflich, denn außer meinem Namen und meiner Begeisterung für Ihre Internetseiten findet sich recht wenig über meine Person. Ich bin "gelernte" Kriminalbeamtin, habe als Kommissarin die Nase voll gehabt von den Versprechungen über meine Verwendung und bin "übergelaufen" zum Verfassungsschutz. Dies war zwar fast wie vom Regen in die Traufe aber immerhin etwas Neues. Ich habe Spione gejagt, die von Markus Wolf, dann ging der Feind verlustig und ich habe mich auf die Datenbereinigung gestürzt. Hat wirklich Spaß gemacht. Nun bin ich Berichtsreferentin für das Beobachtungsfeld Scientology-Organisation beim Verfassungsschutz Baden-Württemberg. Was macht man da so? Berichte schreiben, die dann endlos mit Würderitis und Konjunktivitis angereichert werden. Immerhin bekommt man sie danach vorgelegt, schöner sind sie nicht aber ich habe meine Lebensqualität dadurch erhöht, dass ich jegliches Interesse an "Überarbeitungen" eingestellt habe. Aber dafür kann keiner an meinen Vorträgen "fummeln", die werden von mir je nach Bedarf (Publikum, Zeitfaktor) frei gehalten und dies mit großem Erfolg. So schafft man sich auch in einer Behörde seine Freiräume.

Nun habe ich noch eine Anregung für Sie. Vor zwei Jahren war in der Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei eine Sonderbeilage (dp spezial Nr. 10 Supplement der Zeitschrift Deutsche Polizei 4/2000) über Gehirnforschung mit dem Titel "Sekundenbruchteile vor der Tat ist alles gelaufen". Dieser Artikel ist mir eingefallen als ich Ihre Ausführungen "Der freie Wille - eine Fiktion" gelesen habe. Sollten Sie daran Interesse haben, ich mache Ihnen gerne eine Ablichtung und lasse sie Ihnen per Fax zukommen.

Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für den Steptanz

B. B.




zum Seitenanfang < zurück Seite drucken