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Sprache / Deutsche Sprachwelt DSW / D.Falsch ist richtig
 

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Falsch ist richtig
 Warum Kinder heute neben „lässt“ auch „lässtig“ schreiben
Von Jürgen Langhans

Deutsche Sprachwelt AUSGABE 24 Sommer 2006 , S. 8
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der DEUTSCHEN SPRACHWELT

 

„Die Sprachgemeinschaft hat im Laufe der Jahrhunderte viele Hilfsmittel gefunden, die allesamt dazu dienen, dem Leser einen bestimmten Inhalt möglichst sinnfällig vor Augen zu führen“, schreibt Theodor Ickler in seinem neuen Buch „Falsch ist richtig“. Mit diesem Werk liegt ein umfassendes Buch vor, das auf überaus kompetente und souveräne Art und Weise darlegt, weshalb wir die Wörter und Wortkombinationen so schreiben müssen, wie wir das bisher auf der Basis unserer bewährten Rechtschreibung getan haben und größtenteils noch immer tun.

Ickler, laut Bild-Zeitung „Deutschlands wichtigster Sprachwissenschaftler“, zeigt, daß Quentchen nicht von Quant kommt und belemmert nichts mit dem Lamm zu tun hat. Er erklärt, weshalb Kommas an der richtigen Stelle so wichtig sind und warum Kinder heute neben „lässt“ auch „lässtig“ schreiben. Beinahe alle reformgeschädigten Schreibungen, auch die Zeichensetzungen und die Trennungen, unterzieht er einer historischen oder sprachwissenschaftlichen Analyse. Dies tut er mit überzeugender Klarheit, ohne dabei –Hut ab – den Pfad der Sachlichkeit zu verlassen.

Das Buch ist sauber gegliedert und enthält alle wesentlichen Inhalte des Reformprozesses. Ickler läßt den Leser an seinen oft irrwitzigen Auseinandersetzungen mit Reformern teilhaben; er beleuchtet Hintergründe, nennt Namen und zeigt einen möglichen, überraschend einfachen Ausweg aus dem Rechtschreibchaos.

Am Ende des Buches steht der „unvorbereitete“ Leser eher fassungslos als glücklich da: Was soll dieser ganze absurde Unfug? Der Leser ist geneigt, bestimmte Schilderungen einfach nicht zu glauben, weil sie so unfaßbar, unlogisch und bar jeden Verstandes erscheinen. Aber zu des Lesers Entsetzen deckt Ickler ein dunkles, folgenreiches und in seiner Umsetzung völlig überflüssiges Kapitel unserer Kulturgeschichte auf.

Es geht ihm nicht nur um den „Tollpatsch“, sondern er nimmt uns jede Illusion von einer Vereinfachung des Schreibens durch die sogenannte Rechtschreibreform; er entlarvt die Lügen und Intrigen der Reformerseite und legt die Zusammenhänge zwischen Reform, Politik und Verlagen offen; er beschreibt, unter welchen widerwärtigen Umständen und mit welchen fiesen Mitteln diese Reform „amtlich“ und „schulreif“ gemacht wurde. Auch läßt er nicht unerwähnt, daß sich heute zahlreiche Reformer und Politiker nicht mehr zu diesem mißlungenen Projekt bekennen und sich gern aus der Verantwortung stehlen würden.

Die Lektüre ist unerwartet spannend, hochaktuell und für jeden Leserkreis leicht verständlich. Wer nach Seite 263 immer noch „ss“ statt „ß“ schreiben will und meint, er tue damit etwas Gescheites, sollte wenigstens noch mal drüber schlafen. Überzeugender als in „Falsch ist richtig“ kann man die Dinge in der Tat nicht erklären.

Theodor Ickler, Falsch ist richtig. Ein Leitfaden durch die Abgründe der Schlechtschreibreform, Droemer-Verlag, München 2006, 272 Seiten, gebunden, 14,90 Euro.

Kostenloses Probeexemplar der Zeitschrift

 



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