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„Fußball. Alphabetisierung. Netzwerk.“
 In Deutschland leben vier Millionen Analphabeten
Von Ralf Häder

Deutsche Sprachwelt AUSGABE 24 Sommer 2006, S. 11
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der DEUTSCHEN SPRACHWELT

 

Was hat Lese- und Schreibschwäche mit Fußball zu tun? „Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt“, so heißt der Kehrreim eines bekannten Liedes. Unumstritten ist, daß der allgemeine Ligabetrieb eine Begeisterungswelle entfacht. Das Medienereignis der Fußball-Weltmeisterschaft verstärkt dies sogar noch um ein Vielfaches. An dieser Stelle setzt das deutschlandweite Bündnis aus Fernsehen, Netz- und Druckmedien an, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Projekt „F.A.N. – Fußball. Alphabetisierung. Netzwerk.“ des Bundesverbandes für Alphabetisierung nutzt die Sogwirkung des Fußballsports dazu, auf die große Zahl funktionaler Analphabeten aufmerksam zu machen.

Funktionaler Analphabetismus bedeutet, daß die schriftsprachlichen Fähigkeiten nicht ausreichen, angemessen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Nach Schätzungen des Bundesverbandes zählen in Deutschland vier Millionen Erwachsene zu dieser Gruppe. Manche von ihnen kennen die Buchstaben, können aber nicht lesen. Andere verstehen mit Mühe leichte Texte, haben jedoch starke Schwierigkeiten mit dem Schreiben. Gemeinsam ist allen, daß sie die Schrift weder privat noch im Beruf in ausreichendem Maß für sich nutzen können. Trotz Schulpflicht haben diese Menschen aufgrund biographischer, schulischer und sozialer Umstände das Bildungssystem ohne grundlegende Kenntnisse im Lesen, Schreiben oder Rechnen verlassen. Jährlich gehen 90.000 Schüler ohne Hauptschulabschluß von der Schule ab. Dies sind zehn Prozent des Schuljahrgangs. Die PISA-Untersuchung legt zudem offen, daß knapp zehn Prozent nicht einmal die unterste Stufe der Lesekompetenz erreichen.

Projektmitarbeiter Andreas Brinkmann formuliert das Ziel seiner Netzwerkarbeit so: „Uns ist es wichtig, in die großen und kleinen Vereine zu gehen, Verantwortliche und Fans für das Thema Lese- und Schreibschwäche zu interessieren und zusammen mit den lokalen Ansprechpartnern für Alphabetisierung nach individuellen Lösungen zu suchen“. Um den Zugang zu erleichtern, haben die Mitarbeiter von F.A.N. zahlreiche bekannte aktive und ehemalige Fußballspieler von Günter Netzer über Rafael van der Vaart bis Oliver Bierhoff als Unterstützer gewonnen. Die sechsteilige Fernsehserie „Das Kreuz mit der Schrift“, die BR-alpha, der Bildungskanal des Bayerischen Rundfunks, im Schalke-Stadion gedreht hat, erzählt Geschichten von Menschen, die eine Verbindung zum Verein und große Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben.

Daß auch Lehrmaterial bereitsteht, ist der Zusammenarbeit mit Ernst-Klett-Sprachen zu verdanken. Klett entwickelte im Auftrag des Bundesverbandes Alphabetisierung sechs leicht lesbare Lektüren, die sich inhaltlich an die Fernsehserie anlehnen und speziell für den Unterricht bei Volkshochschulen und anderen Weiterbildungsträgern ausgelegt sind. Darüber hinaus wird der Deutsche Volkshochschulverband das Netzportal www.ich-will-schreiben-lernen.de um das Thema Fußball ergänzen.

Kontakt:
Bundesverband Alphabetisierung e. V., Salzstraße 45, D-48143 Münster. Telefon 0251-5346040, bundesverband@alphabetisierung.de, www.alphabetisierung.de

Ralf Häder ist Projektleiter von F.A.N.

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