Thorsten Gröber leitet die Kulturabteilung des Erlanger Theaters „fifty fifty und ist einer der Begründer von „Sport ist Wort, dem Wettbewerb für Nachwuchskommentatoren. Was ist so schlimm an Fußballkommentatoren wie Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann?
Gröber: Beide poltern durch die deutsche Sprache wie der Elefant im Porzellanladen, wollen schöne Sätze mit Glanz sagen und reden dabei den größten Unsinn. Darüber hinaus hängt Kerner sein Mäntelchen ständig nach dem Wind und hat keine eigene Meinung. Beckmann, der tatsächlich das Endspiel der Weltmeisterschaft kommentierte, lacht dauernd über sich selbst. Beide sagen zu wenig Fachbezogenes und wenn, dann meistens Falsches. Und dann diese langweiligen Randgeschichten: Wer will schon wissen, daß der Hund vom Dings zufällig am gleichen Tag wie der Sohn vom Dingens geboren ist? Außerdem benutzten Kerner und Beckmann während der Europameisterschaft 2004 dieses schreckliche, effekthascherische Denglisch: „Big Save für „gehalten, „Man of the Match für „Spieler des Tages oder „Assist für den „Vorlagengeber.
Was zeichnet die Wunsch-Kommentatoren der Zukunft aus?
Gröber: Vor allen Dingen ein scharfer Blick für das Wesentliche. Es kommt ja bei den Kommentatoren der Fernsehübertragungen im Gegensatz zum Radio wirklich nicht darauf an, dauernd etwas zu sagen. Weil viele der Kommentatoren meinen, daß das Dauerreden entscheidend für die Qualität ist, wird auch so viel Sprachmüll abgesondert. Dampfplauderern merkt man den fehlenden Blick für das Geschehen auf dem Platz besonders dann an, wenn sie bei seltsamen Entscheidungen oder nicht ganz klaren Spielszenen, also dort, wo man sie wirklich brauchen würde, untertauchen und schweigen. Das geschieht gerade bei den Direktübertragungen der Bundesliga häufig. Also, Sachverstand ist gefragt, einfach mal ein Spiel lesen können, Konzentration und natürlich auch eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Ich wünsche mir auch Kommentatoren, die nicht so sensationsgierig sind. Außerdem muß man berücksichtigen, daß ein Großteil der Zuschauer nicht alle Regeln oder Zusammenhänge des Spiels versteht oder kennt. Warum nicht auch einmal grundlegende Sachen erklären? Humor, dezent und intelligent eingesetzt, könnte ebenfalls der Sache dienen.
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