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FAZ: Nach dem Einknicken folgt der Sprachpreis
 Von Thomas Paulwitz

Deutsche Sprachwelt AUSGABE 28 Sommer 2007, S. 4
Abdrucke mit freundlicher Genehmigung der DEUTSCHEN SPRACHWELT

Frank Schirrmacher, Herausgeber und Feuilletonleiter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), erhält den diesjährigen „Kulturpreis Deutsche Sprache“. Das teilte der Verein Deutsche Sprache (VDS) Anfang Mai mit. Der Verein verleiht den Preis noch zusammen mit der Eberhard-Schöck-Stiftung. Die Theo-Münch-Stiftung ist bereits vor einiger Zeit ausgestiegen. Das Preisgeld wurde in diesem Jahr von 35.000 Euro auf immer noch beträchtliche 30.000 Euro gesenkt.

Die Verleihung an einen FAZ-Herausgeber verblüfft Sprachfreunde, denn sie fällt ausgerechnet in das Jahr, in dem die FAZ wieder in reformierter Rechtschreibung erscheint. Sie war unter dem Druck der Kultusminister eingeknickt und hatte sich gegen die traditionelle Rechtschreibung entschieden. Die Zeitung hatte damit zahlreichen sprachempfindlichen Menschen vor den Kopf gestoßen und unter ihren Lesern heftige Proteste ausgelöst. Die FAZ erwägt außerdem, in diesem Jahr auch die Frakturschrift abzuschaffen und auf der Titelseite Wort zum Teil durch Bild zu ersetzen. Sprachkritische Beiträge werden in der Zeitung im Gegensatz zu früheren Jahren nur noch gelegentlich abgedruckt. Die Voraussetzungen, unter denen die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT die FAZ im Jahr 2000 zum „Sprachwahrer des Jahres“ wählten, verschwanden nach und nach.

Als Schirrmacher im Februar 2001 seine besten Feuilletonredakteure, darunter etwa Thomas Steinfeld oder Franziska Augstein, an die „Süddeutsche Zeitung“ verlor, bedeutete das einen herben Verlust an sprachgewandten Verfassern. Das FAZ-Feuilleton erholte sich nur schwer davon. Der Preisträger ist bisher auch nicht sonderlich durch gutes Deutsch aufgefallen. „Schirrmacher mag ein raffinierter Themensetzer und Windmacher sein, elegant und stilsicher im Ausdruck schreiben kann er nicht“, urteilte unlängst die Wochenzeitung „Junge Freiheit“.

Das sieht der Germanist Helmut Glück, der für die Preisverleihung an Schirrmacher verantwortlich ist, anders. Er gehörte der „Studiengruppe Geschriebene Sprache“ an, einer Vereinigung von Sprachwissenschaftlern, die zwar einzelne Widersprüchlichkeiten der Rechtschreibreform kritisierte, die Reform insgesamt jedoch retten wollte. Glück begründet die Entscheidung für die Preisverleihung an Schirrmacher folgendermaßen: „Die Beiträge von Frank Schirrmacher zeichnen sich aus durch Stilsicherheit, Eleganz und beispielhafte journalistische Qualität“.

Zumindest für die Verfechter der bewährten Rechtschreibung ist dieser Preis an Schirrmacher eine Zumutung. Schirrmacher veröffentlichte sein Buch „Minimum“ bereits in einer reformierten Schreibweise, als die FAZ noch an der traditionellen Rechtschreibung festhielt. Nicht nur damit ist er dem Blatt, das er herausgibt, in den Rücken gefallen. Hatte Schirrmacher im August 2004 die Rechtschreibreform unter dem Eindruck des Ausstiegs der Springer-Presse noch als „öffentliches Unglück“ bezeichnet, war er im Februar 2006 der erste FAZ-Herausgeber, der die geringfügigen Nachbesserungen an der Reform bejubelte und einen Kurswechsel seiner Zeitung ankündigte: „Die FAZ wird sich diesen Vorschlägen anschließen können“, sagte er damals der Frankfurter Rundschau.

Vielleicht hat Schirrmacher den Preis angenommen, um mit diesem vom peinlichen Einknicken der FAZ bei der Rechtschreibung ablenken zu können. Er sollte ihn jedoch nur annehmen, wenn er gleichzeitig die Rückkehr der FAZ zu den bewährten Rechtschreibregeln erklärt. Alles andere ist unglaubwürdig.

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