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Der Bayerische Rundfunk und die deutsche Sprache

 Sprachkritik ist auf "höherer" Ebene unerwünscht

 

12.4.2011
Herrn Thomas Meyerhöfer

Die deutsche Sprache sozusagen


Sehr geehrter Herr Meyerhöfer,  

als Glücksfall empfand ich es, jemanden zu finden, der für das Tagesgespräch zuständig ist und sich für die deutsche Sprache interessiert. Von Anfang an bin ich Hörer des Tagesgesprächs. Im Jahr der Einführung der Sendung in Bayern, sie wurde zunächst nur über Funk ausgestrahlt, kam es noch vor, dass ich angerufen und gefragt wurde, ob ich mich nicht zum aktuellen Thema äußern könnte. Ich war sehr oft auf Sendung und auch zur Feier der 500. Sendung eingeladen. Auf meiner Webseite biete ich einen Bericht über das Tagesgespräch an, ein Gedicht zum Jahreswechsel 2000/2001 und einen Link direkt zur Netzseite der Redaktion. Das Tagesgespräch gehört immer noch zu meinem und meiner Frau Mittagessen. Wir lernen immer etwas, auch bei  Themen, die uns nicht betreffen.

Sprachpflege
Warum ich nach Ihnen gesucht habe? Nach meiner Pensionierung als Prüfer im Deutschen Patentamt vor 20 Jahren legte ich im Internet eine „Homepage“ an, um Sprachpflege zu betreiben. So eine Internetseite war der neueste Schrei für Privatpersonen zum Verbreiten von Informationen. Mit dem Duden, der sich stets als „Die Instanz für die Deutsche Sprache“ pries, hatte ich im DPA schlechte Erfahrung gemacht. Die bei der Ausbildung von akademisch gebildeten Prüfern festgestellten Sprachmängel begann ich nach meiner Pensionierung im Internet zu erörtern. Später kamen die Themen Gehirnforschung, Titelwesen und Patentwesen hinzu.

Beim Hören des Tagesgesprächs konnte ich es nicht vermeiden, dass mir die Sprachmacken der Damen und Herren der Redaktion auffielen. Meine schriftlichen Hinweise, mit Lob garniert, wurden, wenn beantwortet, dann höflich und freundlich.

Sendung "sozusagen!"
Von Ihnen zu hören sah ich als Glücksfall an und als Möglichkeit, eine Ansprechperson in der Redaktion des Tagesgesprächs gefunden zu haben. Wenn ich kann, höre ich mir nun die Sendung „sozusagen“ an, life oder im Internet. Herr Müller ist mir bekannt durch den Ausspruch über ihn, „Er bemüht sich redlich um die deutsche Sprache und übergibt dem BR wöchentlich wohlmeinende Hinweise zur Sprache; aber niemand liest sie.“ Das mag sich seit Auftreten in Ihrer Sendung geändert haben.

Die erwähnten Sprachmacken sind nicht auf die Mitglieder der TG-Redaktion beschränkt. So fiel mir Frau Hoppenstedt in der Sendung am Freitag, den 1.4. dadurch auf, dass sie ausgerechnet den Titel der Sendung (sozusagen) etwa 15mal einfügte, ohne dass dafür eine Notwendigkeit bestand. Kein Vorbild für Deutschlernende. Der redegewandte Hirnforscher Manfred Spitzer (freitags 22 Uhr 45 in BRalpha) kann trotz meines Hinweises gleichfalls nicht davon lassen, seine eigentlich klare Ausdrucksweise mit ständigen „sozusagen“-Einschüben abzuwerten.
 
Das Tagesgespräch
Ich möchte betonen, dass die Damen und Herren des Tagesgesprächs regelmäßig eine ausgezeichnete Leistung bieten. Es gehört viel Sachkenntnis und schnelle Auffassungsgabe dazu, auf die Studiogäste mit ihrem speziellen Fachwissen und die oft kenntnisreichen Anrufer zu reagieren.

Die deutsche Sprache im TG
"Ich würde (sagen, meinen, glauben, sagen wollen, gewollt haben dürfen!
Dennoch, auffällig im Tagesgespräch ist die leider auch im Umgangsdeutsch ständig verwendete „Würdeform“. Kaum eine Frage beginnt ohne „würde“ (Würden sie sagen, meinen). Auch in Aussagen wird ständig ge-würde-t („Ich würde zustimmen“). Da es üblich und sinnvoll ist, die manchmal unklaren Aussagen der Anrufer zusammenfassend zu wiederholen, entstehen dann Formen wie „Sie würden also sagen, …“ obwohl es bereits gesagt war. Streng genommen verwandelt sich das Gespräch zeitweise in eine Fiktion. Diese ständige Konjunktivitis wäre mit einem Schlag behoben, wenn das Wort „würde“ durch „möchte“ ersetzt würde. Kürzlich wurde die Floskel in den „WIENER SPRACHBLÄTTERN“ sogar als grammatikalisch falsch bezeichnet.

"oder?"
Eine weitere Macke ist das nachgestellte „oder“, um eine Aussage in eine Frage zu verwandeln. Beispiel: „Sie sind davon betroffen, oder?“ statt „Sind sie davon betroffen? Gelegentlich benutzt ist diese Form der Frage, die etwa eine Vorahnung der Antwort andeutet, kein Problem. Aber ständig wiederholt ist sie eine Plage und keineswegs eine Bereicherung der deutschen Sprache. Frau Krüger begann damit, ist jetzt Spitze und hat mehrere Nachahmer in der Runde. Wie üblich bei den Verhunzungen der Sprache. Einer fängt damit an (Sinn machen, von daher, in etwa, einmal mehr, nicht wirklich etc.) und die Medien verbreiten sie mehrmals und mehrfach, zwei Wörter, deren unterschiedliche Bedeutung etwa 90 % der Deutschsprechenden nicht kennen. Sogar der Duden ignoriert in den aktuellen Wörterbüchern seine ehemals richtige Definition für die unbestimmten Zahlwörter und vernebelt sie als Synonyme.

Die Selbstbedankung (wir bedanken uns) wird zwar nicht von allen Moderatoren benutzt, Frau Heinzeller meidet sie grundsätzlich, ist aber klassisches Dudendeutsch, laut Mackensen „Oberkellnerdeutsch. Der Duden  führt „sich bedanken“ nur deshalb als Synonym mit „jmd. bedanken“ im Wörterbuch auf, weil er es beim Wörterzählen registriert hat, nicht weil es richtiges Deutsch ist. Das ist nicht der einzige Sündenfall der Wörterbuchfabrik, s. „Offener Brief an den Duden“. Es gibt klare und einfache Dankesformen (vielen Dank, ich danke Ihnen).

Vielleicht finden Sie, sehr geehrter Herr Meyerhöfer, Anlass und Gelegenheit, zu einer Weitergabe meiner Hinweise an die Redaktion, die ich nicht als Kritik verstanden wissen will, sondern Ausdruck meiner Bemühungen um eine klare und ausdrucksstarke Sprache ist. Mein regelmäßiger Hinweis auf meine Webseite geht wahrscheinlich häufig ins Leere. Ich hoffe, dass Sie nicht auch vor einem Besuch meiner Seiten zurückschrecken.

Leider bin ich derzeit mit vielen Artikeln und Briefen im Rückstand. Zwei schwere Aneurysma-Operationen mit Gehirnschlägen vor einem Jahr bremsen mein Arbeitstempo erheblich. Das Sehen und die Funktionen der rechten Hand sind immer noch stark behindert. Auch aktuelle Ereignisse zwangen mich, die Reihenfolge der Prioritäten zu ändern. Um die vielen Schreibfehler zu verringern lerne ich Blindschreiben.

Zu Protokollfragen schreibe ich Ihnen gesondert.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Werner

Thomas Meyerhofer ist u. a. Moderator der Sendung Sozusagen! Bemerkungen zur deutschen Sprache und Leiter der Redaktion Hörerforum und Medienkritik, die das Tagesgespräch in Bayern 2 macht.

Trotz persönlicher Empfangsbestätigung hat Herr Meyerhöfer nicht geantwortet, auch nicht nach meinem Schreiben an den Intendanten.

 



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