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Die Neue Fruchtbringende Gesellschaft
 Vorstellung auf dem 1. Köthener Sprachtag
Von Uta Seewald-Heeg


Deutsche Sprachwelt AUSGABE 29 Herbst 2007, S. 7
Abdrucke mit freundlicher Genehmigung der DEUTSCHEN SPRACHWELT

Die Neue Fruchtbringende Gesellschaft knüpft an die Sprachpflegetradition der Fruchtbringenden Gesellschaft des 17. Jahrhunderts an, die im Jahr 1617 in Weimar gegründet wurde und ihren ersten Sitz in Köthen hatte.

Die neugegründete Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kräfte der verschiedenen sprachpflegerischen Initiativen zu bündeln, Sprachinteressierte verschiedener Herkunft für die Neue Fruchtbringende Gesellschaft zu werben und mit Sprachaktionen an die Öffentlichkeit zu treten, um ein Bewußtsein für den Wert der deutschen Sprache und ihrer Ausdrucksfähigkeit zu schaffen.

Wir blicken im deutschsprachigen Raum auf eine bedeutende deutschsprachige Literatur. Doch Schriftsteller erreichen heute nur noch einen Bruchteil der Bevölkerung mit ihren Werken. Kinder und Jugendliche sind geübt im Umgang mit der Fernbedienung eines Fernsehgerätes oder DVD-Spielers, die ihnen Sprache portioniert in Sprechblasen und Kraftausdrücken übermitteln. Strukturiertes Denken und Sprechen werden so nicht gefördert, sondern verkümmern jämmerlich.

Eine möglichst breite Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren, engagierte Bürgerinnen und Bürger dafür zu gewinnen, daß die deutsche Sprache in allen Lebensbereichen Verwendung findet und hier vor allem in Schulen zu beginnen, das ist das zentrale Anliegen der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft.

In einer Zeit der Egomanie und des allgemeinen Werteverfalls scheinen kulturelle Werte – und unsere Sprache ist der vielleicht wichtigste kulturelle Wert – ebenso wie ethisch-religiöse Werte für viele lästiger Ballast zu sein. Doch gesellschaftlich überleben werden wir nur, wenn wir das Heil nicht ausschließlich geschichtslos in uns selbst suchen, sondern uns immer auch unserer Wurzeln und kulturellen Schätze erinnern.

Der Umgang mit der Muttersprache beeinflußt die persönliche Entwicklung jedes einzelnen, er entscheidet über beruflichen Erfolg und langfristig letztlich auch über das kulturelle, politische und wirtschaftliche Fortbestehen eines Landes. Wenn wir die sprachliche Verelendung hinnehmen, wird dies langfristig schwerwiegende Folgen haben. Unsere Sprache ist das Instrumentarium, das uns zusammenhält, das Identität schafft. Geben wir es auf, geben wir letztlich auch uns als Gesellschaft auf.

Sprache und Denken hängen zusammen, diese Einsicht formulierte bereits Wilhelm von Humboldt. Ich betrachte die Welt in meiner Sprache, in einer meinem Sprach- und Kulturkreis ganz eigenen Weise. – Sprache ist mehr als ein bloßes Kommunikationsmittel. Es ist das wichtigste Instrument zur Wahrnehmung der Welt.

Schreiben und Lesen als grundlegende Kulturtechniken bedürfen in einer Zeit, in der nicht nur bei Kindern ein immer stärkerer Verlust der Kenntnis der deutschen Sprache festgestellt wird, besonderer Aufmerksamkeit. Zweck der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft ist es daher, Kinder und Jugendliche durch Schülerprojekte und Wettbewerbe für die deutsche Sprache zu begeistern und auf deren Ausdrucksreichtum aufmerksam zu machen und die deutsche Sprache als Amts-, Kultur-, Landes- und Wissenschaftssprache zu erhalten, zu pflegen, zu schützen und weiterzuentwickeln.

Es geht nicht darum, die Sprache unter eine Glasglocke zu hängen, es geht darum, der sprachlichen Verarmung, die wir allenthalben feststellen, zu begegnen. Das sintflutartige Eindringen von Anglizismen und vermeintlich englischen Ausdrücken ist nur eine der zu beobachtenden Erscheinungen. Auch die Kenntnis von Grammatik und Orthographie nimmt ständig ab, wozu nicht zuletzt auch die Rechtschreibreform mit ihren zahlreichen Ungereimtheiten einen Beitrag leistet.

Erfreulich ist, daß in der jüngeren Vergangenheit in den Medien vermehrt eine Reflexion über unsere Sprache stattfindet. Dieter E. Zimmer fragt mit Blick auf Kommunikationsformen im Internet in einem Artikel der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 26. Juli kritisch „Alles eine Sache des Geschmacks?“ und Jens Jessen hält die deutsche Sprache in derselben Ausgabe unter dem Titel „Die verkaufte Sprache“ für einen Sanierungsfall. Mit Blick auf die Verwendung von Anglizismen im Umfeld von Wirtschaft und Werbung meint er, daß jene Sprachimporteure mit Waren handeln, die in ihrem Herkunftsland bereits als wertlos gelten. – Die Aufgabe der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft und anderer Sprachpflegeeinrichtungen muß daher auch in der Aufklärung über derartige sprachliche Erscheinungen bestehen.

Mit dem 1. Köthener Sprachtag eröffnet die Neue Fruchtbringende Gesellschaft eine Veranstaltungsreihe, deren Ziel es ist, die Diskussion über die deutsche Sprache regional und überregional zu entfachen. Das Vorbild der Gesellschaft des 17. Jahrhunderts vor Augen will die Neue Fruchtbringende Gesellschaft Köthen wieder zu einer Stadt der deutschen Sprache werden lassen. Mit dem 1. Köthener Sprachtag legen wir hier in Köthen einen weiteren Grundstein für die deutsche Sprachpflege. Wenn viele solcher Initiativen sichtbar werden, besteht die Hoffnung, daß mancher dadurch zum Nachdenken angeregt wird und damit der Weg für ein Umdenken und eine neue Wertschätzung unserer Muttersprache eingeleitet wird.

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