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Gehirn - Geist / Artikel Übersicht / G.WENN DAS GEHIRN AM STEUER SITZT
 

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WENN DAS GEHIRN AM STEUER SITZT
Ein Moment der Unachtsamkeit im Straßenverkehr kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Neurowissenschaftliche Experimente haben gezeigt, wie intelligente Zellen im Gehirn den Menschen vor den Folgen der Ablenkung schützen können. - Miriam Spering

bild der wissenschaft (bdw) plus
KLAUS TSCHIRA PREIS für verständliche Wissenschaft 2007

Die Augen können gleichzeitig Bewegungen in verschiedene Richtungen ahrnehmen. Um bei Ablenkungen – zum Beispiel beim Autofahren – nicht vom Kurs abzukommen, sorgen Nervenzellen im Bewegungszentrum des Gehirns für schnellen Ausgleich.

IRGENDWO im tropischen Regenwald. Akrobatisch schwingt sich ein Affe von Baum zu Baum, auf der Suche nach essbaren Früchten. Rasch taxiert er mit seinem Blick den nächsten Ast, bevor er sich erneut durch die Luft gleiten lässt. Eine derartige Situation stellt das Gehirn des Affen vor eine Herausforderung: Die Distanz zum nächsten Ast muss exakt bestimmt und dessen Eigenschaften müssen eingeschätzt werden, um Bewegungsabläufe entsprechend zu planen.

Obwohl sich der Mensch zur Nahrungssuche nicht von Ast zu Ast hangelt, muss auch er Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit von Objekten einschätzen, um sich sicher durch seine Umwelt bewegen zu können. Wie entscheidend Bewegungswahrnehmung für den Alltag ist, wird besonders deutlich, wenn diese Fähigkeit verloren geht. So berichtet der deutsche Neuropsychologe Josef Zihl in einer 1983 erschienenen Falluntersuchung von einer Patientin, die infolge einer Durchblutungsstörung  im Gehirn Bewegungen nicht mehr wahrnehmen konnte, also „bewegungsblind“ war. Goss die Patientin Kaffee in eine Tasse, konnte sie das Ansteigen der Flüssigkeit nicht wahrnehmen und brachte so die Tasse regelmäßig zum Überlaufen. Das Überqueren einer Straße war ihr kaum möglich, da sie die Geschwindigkeit von Fahrzeugen nicht einschätzen konnte. Ebenso fühlte sich die Patientin im Gespräch mit anderen Personen unsicher, da sie Veränderungen in deren Mimik und Gestik nicht erfassen konnte. Die Forscher schlossen aus diesen Beobachtungen, dass der geschädigte Gehirnbereich der Patientin eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Bewegungsinformation spielen müsse. Ein Problem allgemein gültiger Schlussfolgerungen aus Patientenstudien ist allerdings, dass in den meisten Fällen nicht nur ein spezifischer Gehirnbereich geschädigt wurde, sondern mehrere Bereiche zerstört sind. Um herauszufinden, wo genau im Gehirn das „Bewegungszentrum“ liegt, sind Untersuchungen am gesunden Sehsystem notwendig. Solche Untersuchungen wurden an Affen durchgeführt, deren Gehirn dem des Menschen strukturell sehr ähnlich ist.

Der amerikanische Neurobiologe William Newsome und seine Kollegen fanden 1989 heraus, welche Zellen im Gehirn von Affen für die Wahrnehmung der Bewegungsrichtung eines Objektes verantwortlich sind. Weiter konnten sie belegen, dass die gleichen Zellen im Bewegungszentrum aktiv waren, wenn die Affen mit ihren Augen ein sich bewegendes Objekt verfolgten. Diesen spannenden Befund – nämlich dass dieselben Gehirnzellen für Bewegungswahrnehmung und Ausführung der Augenbewegungen verantwortlich sind ...


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