Lieber Herr Kastan,
meine Frau und ich habe heute wieder interessiert dem Tagesgespräch zugehört.
Wenn unter Politik (das, was die Politiker tun, mindestens tun sollten) laut Wörterbuch das „Führen und Erhalten eines Gemeinwesens verstanden wird, dann fühle ich mich betroffen. Im weiten Sinn gehört zu der hehren Aufgabe auch die Sprache, ohne die ein Gemeinwesen nicht bestehen kann, eine klare Sprache, um Mißverständnisse zu vermeiden. Auch Sprachpolitiker sollen sich wie die Politiker „einbringen, d. h. einmischen, wie es in der Sendung mehrmals erwähnt wurde. Meine Bemühungen um einen klaren und eindeutigen Sprachgebrauch kennen Sie. Haben Sie schon einmal einen Blick in meine Homepage „Zur deutschen Sprache geworfen?
Daß der Duden nicht zur Sprachpflege und -aufklärung beiträgt, ist allgemein bekannt. In meinem offenen Brief an ihn habe ich das nachgewiesen. Mich hat es heute sehr enttäuscht zu hören, wie Sie sich nach fast jedem Anrufer (selbst) gedankt haben. Die Verwendung dieser leider vom Duden geadelten Sprechblase steht nicht im Einklang mit den Ihnen von mir zugestandenen geistigen Qualitäten. Sie sind einer der wenigen, die meinen Hinweis auf den Widersinn der Selbstbedankung (laut Psychotherapeut „verbale Selbstbefriedigung) ignorieren. Meine E-Mail zum Danken vom 11.03.2004 hatten Sie beantwortet. Heute haben Sie sich mit Dank überhäuft, sogar gemäß Schlußsatz zur Sendung „für das ganze Team. Starke Schultern!
Apropos Team, dem das Lob gehört, dem Chefbedanker nicht zu folgen. Von ihnen vernehmen wir nur die klassischen Dankeswendungen wie „herzlichen (vielen) Dank. Lediglich Frau Heinzeller dankt sich gelegentlich.
Hier nochmals ein Vergleich, um den Widersinn zu verdeutlichen: Verwendete Sprechblase: „Wir bedanken uns .....
Ohne Vorsilbe „be: „Wir --danken uns ....., woraus eindeutig der Eigendank hervorgeht.
Die Vorsilbe "be" in der ersten Fassung kehrt die Handlungsrichtung nicht um, sondern sie bestärkt die Handlungs-, hier die Dankesrichtung. Der Dank bleibt somit beim Dankenden, statt zum Bedankten zu gehen. Mein Vorschlag: "Wir danken Ihnen ...", analog „ich danke ihnen. Die Webseite über das Danken bietet Ihnen die Möglichkeit, sich über Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten von Dankesformeln zu informieren.
Bei dieser Gelegenheit: Das Tagesgespräch nähert sich sprachlich wegen der häufigen Verwendung des Konjunktivs (würden Sie sagen, meinen .., ich würde meinen, glauben usw. zu einer bedingten Sendung. Der Würde-Spitzenreiter, Herr Lierheimer, kennt doch sicher den Unterschied zwischen Indikativ und Konjunktiv; er ist so sprachgewandt, daß er nicht ständig würde-ln muß. (Zu WÜRDE)
Können Sie verstehen, daß ich an die Zuhörer denke, die beim regelmäßigen Hören der Sendung, gerade weil sie so informativ ist, den Sprachgebrauch der Moderatoren (leider auch so mancher Gäste) übernehmen?
Mit herzlichen Grüßen Ihr Ulrich Werner, der sich hiermit herzlich bei Ihnen begrüßt hat.
Nach einem zufälligen Treffen auf dem Flur des BR-Hauses bei einer Besichtigung des Funkhauses schrieb mir Herr Kasten (Lieber Herr Werner), auch wenn sie (die Damen und Herren der Redaktion) nicht immer antworteten, habe er Respekt vor meiner sprachpflegerischen Tätigkeit.... . Gelegentlich würde ich vielleicht die Erfolge hören. Und er endete den kurzen Brief mit Ironie: Also: Ich bedanke mich bei Sie....
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