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Darwin vor Gericht Im amerikanischen Dover soll ein Prozess entscheiden, ob die Evolutionstheorie Lücken hat und im Biologieunterricht ein »intelligenter Schöpfer« erwähnt werden darf Von Thomas Kleine-Brockhoff
DIE ZEIT Nr. 44 vom 27.10.2005
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Am zehnten Tag des Prozesses stellt sich plötzlich die Frage, ob Wissenschaft sein könnte, was wie Wissenschaft klingt. Vor dem Bundesgericht zu Harrisburg (Pennsylvania) nimmt der wichtigste Zeuge der Verteidigung Platz. Grau und blass sieht der Mann aus, eulenhaft sein Gesicht. Offenkundig ein Bücherwurm. Endlos redet er. Seine Argumente wirken kompliziert. Noch komplizierter trägt er vor. Kurzum: Der Mann ist eine Idealbesetzung für die Rolle des Professors. Tatsächlich ist Michael Behe im wirklichen Leben Professor, und zwar an der Lehigh University. Er gilt als Amerikas prominentester Kritiker der Evolutionslehre. Sein Buch Darwins Black Box wurde 200000-mal verkauft. Nach dem Wunsch der Verteidiger soll Behe in Amerikas großem Prozess um Intelligent Design zeigen, dass die Lehre vom durchdachten Bauplan der Welt mehr ist als eine neue Verpackung für den alten Glauben an die biblische Version der Erschaffung der Welt.
Alle paar Jahrzehnte steht in Amerika die Evolutionslehre vor Gericht. Erst 1925, dann 1968 und 1987. Im Jahre 2005 geht es wieder um die Frage: Wovon darf, wovon muss im Biologieunterricht die Rede sein? Ist die Theorie der »Intelligenten Gestaltung« eine religiöse Vorstellung oder ist sie auf Fakten und Versuche gegründet, experimentell überprüfbar und falsifizierbar, mithin also Wissenschaft? Dann und nur dann darf sie in einer öffentlichen Schule Erwähnung finden.
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