DIE ZEIT: Es gibt Schulen in Deutschland, vor allem in den sozialen Brennpunkten der Großstädte, auf die kaum noch ein deutsches Kind geht. Was bedeuten solche Lernsituationen für die Migrantenkinder, die dort unter sich bleiben?
Petra Stanat: An diesen Schulen kommen oft mehrere Aspekte der Benachteiligung zusammen, die es schwieriger machen, Kinder optimal zu fördern. Die Schüler haben nicht nur einen Migrationshintergrund, sondern kommen auch aus eher bildungsfernen Familien, und sie haben weniger Vorwissen. Wir fokussieren im Moment stark auf den Migrantenanteil an den Schulen, aber es spricht bislang wenig dafür, dass dies der entscheidende Faktor ist. Vergleicht man Schulen mit geringem und hohem Migrantenanteil miteinander, dann zeigt sich, dass ein hoher Migrantenanteil einen negativen Effekt auf die Schülerleistungen hat. Wenn man aber zusätzlich berücksichtigt, dass die Kinder aus sozial schwachen Familien kommen, geht der Effekt des Migrantenanteils zurück. Bezieht man außerdem noch das geringere Vorwissen der Kinder ein, ist der Effekt kaum noch bedeutsam. Nur in Schulen, in denen mehr als 40 Prozent der Schüler aus zugewanderten Familien stammen, ist noch ein zusätzlicher Leistungsnachteil zu beobachten.
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