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Die Waffen der Frauen
 Warum zur RAF erstaunlich viele Frauen gehörten. Begegnungen mit drei Terroristinnen

DIE ZEIT Nr. 40 vom 27.9.2007

Über Skopje liegt der Geruch der Lindenblüte, er nimmt einem fast den Atem. Silke Maier-Witt öffnet das Fenster ihres Büros und lässt das schwere, süße Parfüm hereinströmen. Im Lexikon steht: Linden nennt man auch Gerichtsbäume, weil früher in den Dörfern unter den Linden Gericht gehalten wurde. Silke Maier-Witt setzt sich in den roten Kunstledersessel, den sie vor ein paar Tagen gekauft hat. Sie ist jetzt 57, fast hat sie schon etwas Großmütterliches. Ungeschminkt, die Haare aschblond und kurz. Sie sieht harmlos aus und weiß es, „das war schon immer so, es war eine gute Tarnung“. Grüne Hose, Bluse mit Blumenmuster, an einer silbernen Halskette baumelt ein türkisfarbenes Amulett. Sie fühlt sich nicht wohl, das ist ihr anzumerken: der steife Körper, der rote Ausschlag, der sich auf Hals und Dekolleté abzeichnet, wie immer, wenn sie unter Stress steht, ein Merkmal, das mal in ihrer Fahndungsakte stand.

Es geht um Hanns Martin Schleyer. Silke Maier-Witt erzählt, wie die Worte „Wir haben nach 43 Tagen Hanns Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz beendet“ ihren Mund verließen und durch den Hörer eines Telefons am Frankfurter Hauptbahnhof ihren Weg in die Nachrichtenredaktionen und in die Welt fanden. Sie hätte, sagt Silke Maier-Witt, zuvor mit Sieglinde Hofmann darüber geredet, warum es nötig gewesen sei, Schleyer umzubringen. (Sie sagt „warum es nötig war“, nicht „ob“.) Sieglinde Hofmann war damals neben Brigitte Mohnhaupt die Wortführerin der RAF. Hofmann fand, es gebe keine Alternative zum Mord. Silke Maier-Witt war eine Randfigur der zweiten RAF-Generation, der man nicht viel zutraute. Eine, die für Botendienste gebraucht wurde, zum Ausspionieren, zum „Cleanen“ bei der Auflösung der illegalen Wohnungen. Schleyer wurde umgebracht, ohne dass Silke Maier-Witt widersprochen hätte.

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