|
|
Verletzte Würde Für ZEIT-Autorin Sabine Rückert war eines der wichtigsten Ereignisse in diesem Jahr der Prozess gegen den Entführer von Stephanie. Empört hat sie das Verhalten der Presse und des Gerichts
ZEIT vom 27.12.2006 Nr. 52/2006
|
|
Am 7. November 2006 ließ sich ein Gericht von der öffentlichen Stimmung dazu verleiten, an einem Angeklagten ein Exempel zu statuieren: Der Angeklagte Mario Mederake, Entführer und Vergewaltiger des Mädchens Stephanie, war während des Hofgangs auf das Dach seines Gefängnisses gestiegen und hatte dort 20 Stunden ausgeharrt, um gegen die Verfahrensgestaltung durch das Gericht zu protestieren.
Nachdem er freiwillig herabgestiegen war und ein Rechtsmediziner befunden hatte, dass der Angeklagte der Verhandlung an diesem Tag nicht mehr folgen konnte, ordnete der Vorsitzende der Dresdner Strafkammer an, ihn in Ketten gelegt und von sieben vermummten SEK-Beamten bewacht in den Sitzungssaal schaffen zu lassen. Auf dem Weg dorthin hatte die Presse Gelegenheit, ihn wie eine Bestie zu fotografieren. Diese Verletzung der Würde des Angeklagten und des Gerichts hat mich erschüttert.
Zum Artikel
|
|
|
|
|
| |
|