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Do you speak Denglisch (Engldeutsch)?
Anglizismen nerven - aber aus unserer Sprache sind sie nicht wegzudenken
 von Christine Zerwes

AZ München vom 08.03. 2006

Wegzudenken? (Der Hirnforscher denkt über den Denkweg nach.) Der Sprachbewußte könnte das schon versuchen, wenn er es wollte. Doch was nützt es ihm, wenn die fremdsprachlichen Eindringlinge von allen Seiten auf ihn einstürmen und sein Denken stören und sogar beeinflussen? Warum sollte er sich dagegen wehren, wenn doch sein Nachbar bis zu den Prominenten und „Gebildeten“ der Nation ihre weltoffenheit mit ihrem sprachlichen Mischmasch zeigen? Viele verstehen nicht einmal selbst, was sie sagen oder nachplappern.

Das Kölner Marktforschungsinstitut Endmark habe, so berichtet Zerwes, im Jahr 2003 zwölf englische Werbefloskeln bekannter Firmen untersucht. Das Ergebnis: Die meisten Verbraucher verstanden die Sätze falsch oder gar nicht. So z. B. trällerte die Werbestimme auf Sat I „Powered by emotion". Nach einer Umfrage sei der Sender geschockt gewesen: Zwei Drittel der Zuschauer hätten nicht gewußt, was der Satz bedeutet. Viele hätten sogar geglaubt, den Spruch zu verstehen und ihn übersetzt mit „Kraft durch Freude" oder „von Emotionen gepudert" statt mit „angetrieben von Gefühl". Auch die Parfümerie Douglas habe mit „Come in and find out" für Mißverständnisse gesorgt. Statt „Kommen Sie rein und finden Sie es heraus" hätten viele Kunden darunter verstanden: „Kommen Sie rein und finden Sie wieder raus."

Inzwischen heiße es „Douglas macht das Leben schöner" und „Sat I zeigt's allen". Ansonsten: Acht der zwölf Unternehmen hätten ihre Werbesprüche bis heute geändert, so Zerwes.

Werbetexter, Geschäftsleute, Journalisten, Wissenschaftler, Sportreporter (mit „Slow Motion“ statt „Zeitlupe“) wollen mit ihren englischen Ausdrücken, die leicht durch deutsche ersetzbar sind, imponieren. sagt Wolf Krämer vom Verein deutsche Sprache.

Angeregt durch den Journalisten und Autor Wolf Schneider hat der Verein Deutsche Sprache die Aktion „Lebendiges Deutsch" gestartet, mit der er gegen solche Sprach-Albernheiten vorgehen wolle. Es geht nicht um Wörter, die Lücken unserer Sprache füllen, sage Krämer, nur die Hälfte unserer Wörter würden von den Germanen stammen. Ziel seien also nicht Ausdrücke wie Sport, Sex oder Flop, sondern unhandliche, oft falsche Übernahmen und Scheinanglizismen. Auch Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts, sage: „Englische Wörter wie etwa „Fairneß“ sind eine Bereicherung für die deutsche Sprache. Gibt es aber treffende deutsche Wörter, sollte man diese auch verwenden." Wörter wie Zeitgeist oder Fingerspitzengefühl seien zum Beispiel im englischen Sprachraum übernommen worden. Für unsere zusammengesetzten Begriffe seien wir berühmt. In anderen Sprachen gebe es für sie oft keinen entsprechenden Ausdruck.

Die Aktion „Lebendiges Deutsch" will nun monatlich Eindeutschungsvorschläge veröffentlichen. Damit folgen Krämer und seine Kollegen einer historischen Tradition: Schon im 17. Jahrhundert machte Philipp von Zesen unter anderem aus „acteur" den „Schauspieler", 1874 deutschte die Post auf Weisung Bismarks mit einem Schlag 760 Wörter ein, 1903 veranstaltete eine Kuchenfabrik ein Preisausschreiben, wie das englische Wort „cakes" auf Deutsch heißen könnte. Das Ergebnis: „Keks".

Es gebe also noch Hoffnung, meint Zerwes, daß die Bedienung im - Achtung - „Coffee Shop" bald nicht mehr frage: „Wollen Sie Ihren Medium Caramel low fat latte to go oder to stay?"

Anglizismen, die keine sind:
So bedeuten einige Ausdrücke im Englischen etwas anderes, oder es gibt sie gar nicht. Am bekanntsten ist das

Handy (englische Bedeutung von handy: praktisch, nützlich. Das kleine Telefon heißt „mobile" oder „cell phone".

Oldtimer (englisch: Senior) sind nur bei uns alte Autos, die eigentlich „vintage" oder „classic cars" heißen.

Den Showmaster kennen Amerikaner und Engländer nicht, allenfalls den „show host" oder „MC" (Master of Ceremonies).

Shooting Star(s) fallen als Sternschnuppen zur Erde. Neue Stars werden „newcomer" oder „rising stars" genannt.


Die Aktion „Lebendiges Deutsch“ bietet folgende Vorschläge für den Monat Februar:
• Nachsteller statt Stalker
• Startseite für Homepage
• Aktionärsnutzen statt Shareholder Value und
• Startuhr für Countdown

Nun sucht sie ein Wort für „Blackout", die Bewußtseinsstörung, und bittet um Vorschläge bis zum 14. März, zu schicken an:

Aktion„ Lebendiges Deutsch", Postfach 20 60 49, 13537 Berlin, oder mit „elektronischem Brief“ an deutschesprache@gmx.de.

Die Faxnummer ist 030 - 365 044 66. Mehr erfahren Sie auch unter www.stiftung-deutsche-sprache.de.

Siehe die Seiten:

Ein deutscher Sprachverein kümmert sich nur um englische Wörter - "Sprachhunzer aufgespießt" - Benutzer von Anglizismen sind "ungehobelte Sprachlümmel", "Sprachflegel" und "Sprachrüpel"

Englische Wörter

Anti-Aging

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