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Sprache / Deutsche Sprachwelt DSW / D.Ickler-Wie gut ist die D.Spr.
 

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 Wie gut ist die deutsche Sprache?
von Theodor Ickler

Deutsche Sprachwelt

Die Frage nach dem Wert der Sprachen wird unter Sprachwissenschaftlern kaum noch gestellt. Man weist sie als unseriös zurück, oder man gibt die gleichsam patzige Antwort: Alle Sprachen sind gleichwertig. Das ist aber keine Aussage über die Sprache, sondern nur noch einmal der methodische Grundsatz, daß die Sprachwissenschaft keine Werturteile fälle.

Übrigens hat auch das Bundesverfassungsgericht in seinem berüchtigten Rechtschreiburteil die Auffassung vertreten, daß es in einer Sprache zu „korrekturbedürftigen Fehlentwicklungen“ kommen könne, die ein Eingreifen des Staates rechtfertigen. Auf die abschreckenden Folgen eines solchen Eingriffs komme ich zurück. Der Fall zeigt – wie auch der neuerdings ertönende Ruf nach Sprachschutzgesetzen – immerhin, daß die verpönte Frage schon um der praktischen Folgen willen ernsthaft erörtert werden sollte.

In einem ganz schlichten Sinne stimmen tagtäglich Millionen von Menschen sozusagen mit den Füßen über den Wert der Sprachen ab, indem sie eher die eine als die andere Fremdsprache lernen. Unter den Gründen spielt die größte Rolle, was man den Statuswert einer Sprache nennen könnte. Eine Sprache ist um so wertvoller, je größer ihre Reichweite ist. Dabei geht es nicht nur um die Zahl der Sprecher, sondern auch um die staatenübergreifende Verbreitung und die in dieser Sprache beackerten Kommunikationsdomänen. Während das Deutsche nach der Zahl der Sprecher vielleicht auf dem zehnten Platz unter den Weltsprachen steht, nimmt es, wenn man die anderen Größen einbezieht, etwa den fünften Rang ein, gehört also ohne Zweifel zu den großen Sprachen der Welt.

Der Markt der Sprachen wird vom Matthäus-Prinzip beherrscht: Wer hat, dem wird gegeben. Je mehr Menschen die nützlichste Sprache lernen, desto nützlicher und attraktiver wird sie. Die immer noch buntscheckige Sprachenwelt konvergiert also auf die Weltsprache Englisch hin. Alle anderen müssen sehen, wo sie bleiben, auch das Deutsche. Das Deutsche scheint noch in allen Domänen verwendbar zu sein, aber aus einigen Fachgebieten wandert es schon aus zugunsten des Englischen.

Der Statuswert bestimmt auch die Schulsprachenpolitik. Allerdings haben   Interessenvertreter und Bildungsideologien es bisher immer geschafft, das staatliche Schulsprachenregime durch künstliche Nachfrage vom wirklichen Marktgeschehen abzukoppeln, jedenfalls für eine gewisse Zeit.

Interessanter als der Statuswert ist die Systemgüte einer Sprache, und hier ist es auch, wo der Egalitarismus sein schnelles Urteil fällt. Sind wirklich alle Sprachen als jeweils benutzte Zeichensysteme gleich gut? Um dieser schwierigen Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir zunächst zwischen innerer und äußerer Systemgüte unterscheiden.

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