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Sprache / Wörtermarkt / Glossar / Der neue Komparativ
 

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Der neue Komparativ
 Media Markt als Sprachverhunzer

vom 17.10.2004

Galt in der deutschen Sprache bisher das Adjektiv als Grundlage für die Bildung eines Komparativs, so verdanken wir dem sprachlichen Erfindungsdrang des Handelsunternehmens Media Markt eine revolutionäre Methode, Komparative zu erzeugen. Statt des Adjektivs werden Hauptwörter verwendet. Auf das mit „als“ angekündigte Vergleichsobjekt wird verzichtet. So hieß es im Kölner Stadtanzeiger:

Nach Umbau
Neuer – Auswahliger – Billiger
Media Markt
Ich bin doch nicht blöd.

Das klingt media-mark(t)iger. Diese Art der Komparativbildung bietet ungeahnte Möglichkeiten, die Sprache zu bereichern (kaufhofiger, hertiger, politikiger, internetiger, e-mailiger). Der möglichkeitigere Komparativ selbst wird somit komparativer (komparativiger), das Deutsch in unserem Land deutschiger.

Weitere Beispiele: nudeligere Suppen, schreibtischigere und stuhligere Büros, bussigere, straßenbahnigere, u-bahnigere Städte und kirchigere Gemeinden. Die Methode kann auch auf Personen ausgedehnt werden: kohligeres, köhlerigeres schröderigeres, fischerigeres, merkeligeres, kochigeres und wullfigeres Deutschland, stoiberigeres Bayern, pfarr(er)igere, bischofigere, kardinaligere und papstigere Kirche.

Konsequenterweise führt der neue Komparativ dazu, auch den Superlativ analog zu bilden: Auf „komparativer“ folgt „am komparativsten“ und am deutschigsten, gemüsigsten, nudeligsten, schreibtischigsten, stuhligsten, politikigsten, kohligsten und stoiberigsten. Italien wäre somit das papstigste Land.

Dudenredaktion aufgemerkt!

Hier werden weitere (zukunftsfähige und verhunzungsfähige) Möglichkeiten geboten, die Verhunzung der deutschen Sprache in der nächsten Ausgabe des Duden zu dokumentieren. Das Erfinden von Pseudofähigkeiten hat er durch Freigabe des Suffixes „fähig“ für den passivischen Gebrauch bereits sehr erfolgreich gefördert (zukunftsfähig, waffenfähig, mehrheitsfähig usw.) Mit den kompartiveren (dudenfähigen) Ausdrücken wird er noch schwammausdruckiger und damit dudeniger, wenn nicht am dudenigsten.

Zur Rolle des Duden im deutschen Sprachtheater

Der multiplizierte Komparativ und seine Negation

 



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