Ein Kommunalpolitiker, der im Kreistag tätig ist, hat Protokolle zu lesen. Das sind Papiere, die die wichtigsten Ergebnisse einer Beratung im Plenum oder in den Ausschüssen für die Nachwelt festhalten. Der eine liest sie, der andere heftet sie ab. Manchmal verstecken sich in ihnen wichtige Informationen, die nicht immer entdeckt werden sollen.
Um das Schreiben der Protokolle reißt sich keiner. Man muß verflixt aufpassen, was gesagt und was gefragt und was geantwortet wird; und dann filtern. Es gibt Leute, die viel reden, aber wenig sagen. Aber die Protokollanten haben auch Macht. Was er, was sie geschrieben, das hat Bestand - in den Akten.
Und manchmal hat sich einer oder eine wirklich Mühe gegeben, die richtigen klaren Worte gesucht, und gefunden. Nur eines verwundert mich immer wieder nach 14 Jahren kommunaler Arbeit: Ein beliebtes Amtsschimmel-Wort scheint „hinterfragen" zu sein. Das trieb mich zu einem Frag-ment:
Schon wieder ein Protokoll: Ich lese es und hinterfrage es. Sollte ich erst einmal anfragen? Nein, da könnte jemand meinen, ich wolle ihn ausfragen oder gar befragen. Also werde ich erst einmal nachfragen. Falsch, einfach nur mal fragen. Doch damit wäre der Protokollant möglicherweise überfragt, denn erhält sieh fraglos für über- fragt mit so viel fraglichen Fragezeichen oder fühlt sich abgefragt..
Denn, wer eine Frage stellt, der fragt doch nicht, der hinterfragt! Jedenfalls laut Protokoll. Also hinterfrage ich mich lieber selber: Stellst du nun eine Frage oder gar Anfrage? Besser ist wohl eine Hinterfrage:
Meine Hinterfrage an die Protokollanten: Warum hinterfragen Sie nicht mal, wann das Wort „hinterfragen" wirklich hinterfragen meint? Fraglos hat da jemand schlicht nur nachgefragt oder wahrscheinlich nur etwas gefragt, vielleicht erfragt. Aber das ist schon wieder eine andere Frage.
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