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Gehirn - Geist / Artikel Übersicht / Erziehung oder Bestrafung? / Frau Justizministerin
 

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An Frau Dr. jur. Beate Merk - Justizministerin
Förderung (Kindergarten, Bildung, Arbeit) oder Gefängnisse?


München, den  01.01.2008

Sehr verehrte gnädige Frau,

der Überfall auf einen Rentner (wie ich es bin) in der U-Bahnstation Arabellastrasse (in meiner Nähe) hat erneut die Diskussion über das Thema „Bestrafung von jugendlichen Gewalttätern“ ausgelöst. Auffällig war dabei wieder die Forderung von Vertretern der christlichen Parteien nach höheren Strafen. So haben auch Sie u. a. in einem Interview mit dem SPIEGEL einerseits zugegeben, in Bayern würden polizeibekannte Täter (natürlich) nicht zu milde bestraft. Dennoch stimmen Sie der Forderung Ihrer Parteifreunde zu, das Jugendstrafrecht zu verschärfen. Sie sind laut SPIEGEL der Ansicht, die Anhebung der Höchststrafe von 10 auf 15 Jahre würde die jungen Gewalttäter abschrecken.

Zunächst sei bemerkt, dass es zu den nicht mehr bestrittenen Erkenntnissen der forensischen Pädagogik gehört, höhere Strafen, sogar die Todesstrafe, hätten keinen Abschreckungseffekt. Als ehemaliger Prüfer im Deutschen Patentamt mit 30jähriger Erfahrung im „technischen Justizwesen“ vermisse ich die Schlüssigkeit in Ihrem Gedankengang. Wenn in Bayern angemessen bestraft wird, warum fordern Sie dann Strafverschärfung? Und warum wird nicht verstärkt versucht, Jugendliche schon während des Heranwachsens so zu betreuen, das sie nicht straffällig werden? Die hierfür Verantwortlichen überbieten sich gegenseitig mit Imperativen, „wir müssen, „wir sollten“ uns mit den Jugendlichen vor ihrer ersten Straftat beschäftigen und nicht erst danach. Jugendliche brauchen Ausbildung und  berufliche Aussichten, dann wird strafen unnötig. Längere Strafen haben zu selten die Resozialisierung bewirkt, eher Verbitterung, und den Vorsatz gestärkt, sich das nächste Mal nicht erwischen zu lassen.

Ihre Aussage im letzten Absatz des Interviews ist mir völlig unverständlich. Glauben Sie wirklich, Sie könnten Jungkriminelle ohne Schulabschluss mit zusätzlichen Haftzeiten sozialisieren? Es mag Einzelfälle gebeten, bei denen das gelingt. Nein, verehrte Frau Merk. Diese angestrebte Methode, mit „Sündern“ umzugehen, ist weder christlich noch sozial noch pädagogisch angemessen, nicht zuletzt unwirtschaftlich. Sorgen Sie bitte dafür, das Jugendliche nicht erst im Knast lernen, regelmäßig zu arbeiten und sich gemeinschaftsfördernd und gewaltfrei zu verhalten. Verhindern Sie, dass schon frühzeitig die Weichen falsch gestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Werner

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