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Ein Wort und seine Folgen Ständig wertet unser Gehirn unbewusst eine Vielzahl an Sinnesinformationen aus. Aber wer hätte gedacht, dass es sogar Wörter lesen und ihre Bedeutung »verstehen« kann, ohne dass wir es merken? Von Bettina Rolke
Gehirn & Geist Nr. 1/2003
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Angeschnallt?« fragt das Plakat am Autobahnrand vorwurfsvoll. Schilder huschen vorbei: Schneeglätte! Radio Regenbogen 100,4 Überholverbot Tübingen Ausfahrt 300 Meter. Plötzlich der grelle Blitz einer Radarfalle. Galt das mir? Unmöglich! Den Blick hatte ich konzentriert auf die Straße gerichtet, eine Geschwindigkeitsbegrenzung wäre mir sicher aufgefallen. Nun lasse ich die vergangenen Minuten vor meinem inneren Auge Revue passieren. Aber die Erinnerungsbilder sind lückenhaft, sie wimmeln geradezu von »weißen Flecken«.
Ein alltägliches Phänomen: Obwohl uns die Umwelt in jedem Augenblick räumlich und zeitlich kontinuierlich erscheint, können wir uns kurze Zeit später meist nur noch an Bruchstücke einer Szene erinnern. Nehmen wir viele Details etwa ein Schild am Straßenrand einfach nicht bewusst wahr? Aber wie schafft es das Gehirn dann, uns vollständige, sinnvolle Bilder vorzuspiegeln?
Im Rahmen einer Dissertation in der Arbeitsgruppe Allgemeine und Physiologische Psychologie an der Universität Marburg beschäftigte ich mich mit den Grenzen der bewussten visuellen Reizverarbeitung. Dabei blendeten wir Versuchspersonen in schneller Folge Wörter auf einem Bildschirm ein, an die sie sich später erinnern sollten. Wir interessierten uns aber nicht nur dafür, warum jemand ein Wort »übersieht«. Vielmehr wollten wir der Vermutung nachgehen, dass unser Gehirn nicht bemerkte Worte trotzdem nämlich unbewusst auswertet.
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