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Sprache / Wörtermarkt / Favoriten / Davon ausgehen - Übersicht / Glosse zu ausgehen
 

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Ich gehe davon aus

von Klaus Peter Schreiner - Kabarettist und Autor, jahrelang Haupttexter der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft"

 

Ich  gehe davon aus...

Wenn ich sage, "Ich gehe aus",
dann ist mir daran wichtig,
wohin ich gehe, und nicht woher.

Wenn aber ein Politiker sagt "Ich gehe aus",
hält er es nicht für wichtig, wohin er ausgeht,
sondern wovon.

"Ich gehe davon aus", sagt er,
aber er sagt nicht, wohin.
"Ich gehe davon aus, daß -, sagt er,
aber er sagt nicht, daß und wozu und mit wem er geht
und wohin.

"Ich gehe davon aus", sagt er, "daß man mich gewählt hat.
damit ich meine ganze Kraft dem Wohle des deutschen Volkes..."
und so weiter oder so ähnlich sagt er, daß er davon ausgeht,
also von da weg.

Er entfernt sich von dem, wovon er sagt, daß er davon ausgeht,
und geht irgendwohin, wo alles ganz anders sein muß,
denn sonst hätte er ja gleich dort bleiben können,
wovon er ausgegangen ist.

Aber obwohl sie pausenlos ausgehen,
sind sie doch alle immer noch da,
ohne daß von ihnen groß was ausgeht,
und wenn ihnen was ausgegangen ist,
dann der Verstand.
Und sowas geht - davon kann man ausgehen -
nie gut aus...

Zum zweiten Mal war das Kabarett-Schwergewicht Ottfried Fischer Gastgeber von „Ottis Schlachthof Spezial – Bayerischer Kabarettpreis“.

Gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Münchner Lustspielhaus zeichnete er herausragende Kolleginnen und Kollegen mit dem „Bayerischen Kabarettpreis 2007“ aus.
Der Preis wird in den vier Kategorien Senkrechtstarter, Musikpreis, Hauptpreis und Ehrenpreis vergeben.

Die Preisträger 2007 sind Claus von Wagner für den Senkrechtstarter-Preis, Martina Schwarzmann für den Musikpreis, Mathias Richling für den Hauptpreis und Klaus Peter Schreiner für den Ehrenpreis. Die Glosse zum Ausgehen trägt Schreiner in seinem Soloprogramm "Einmal Deutschland und zurück" vor. 

Die Aufzeichnung war am Montag, 11. Juni 2007 im Lustspielhaus, München, die Sendung am 15. Juni 2007 im Bayerischen Fernsehen.

Abdruck der Glosse mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Bemerkung:

Was Schreiner auf Politiker bezog, gilt inzwischen vor allem für das Justiz- und das Polizeiwesen. Auch Behörden, Wissenschaftler, Journalisten, Autoren, eigentlich fast jeder Deutschsprechende schwimmt auf der Ausgehwelle mit und fühlt sich auf der Höhe der natürlichen Sprachentwicklung. Doch sie führt in die Irre. Der Ausgeh-Tsunami ist nicht mehr aufzuhalten. Seine Verwüstungen in der Sprachlandschaft sind täglich zu besichtigen, d. h. zu lesen und zu hören. Nur die Ausgeher bemerken sie nicht. U.W.

 



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