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Lehrer für die deutsche Sprache
 Von schwarzen Schafen und leuchtenden Vorbildern
Von Thomas Paulwitz

Deutsche Sprachwelt Ausgabe 21 Herbst 2005

Ich glaube nicht, daß die deutsche Sprache etwas so Bedeutendes darstellt, daß man sie unbedingt erhalten müßte." Dieser Satz stammt nicht etwa - wie man angesichts öffentlicher Sprachpanschereien vielleicht erwarten könnte - vom Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank oder der Deutschen Telekom oder der Deutschen Bahn, sondern - halten Sie sich fest - von einem jungen Deutschlehrer. Unser Leser Helge Wolff, ein Mathematik- und Physiklehrer aus Gießen, berichtete uns fassungslos von einem Erlebnis auf einer Klassenfahrt.

Ihm war aufgefallen, daß der besagter Deutschlehrer ständig von .,Kids" redete, wenn er von seinen Schülern sprach. Daraufhin lenkte Wolff das Gespräch auf das Anglizismenproblem. Sein Kollege fand das alles halb so wild, schließlich habe es seit jeher Einflüsse aus anderen Sprachen gegeben. Als Wolff einwendete, daß diese Einflüsse durch Gegenbewegungen zurückgedrängt, wurden und daß gerade Deutschlehrern die Verpflichtung zukomme, für eine saubere Sprache bei den Schülern zu sorgen, erntete er nur Unverständnis und das eingangs wiedergegebene Bekenntnis zur Gleichgültigkeit gegenüber der deutschen Sprache.

Leider ist dieses Erlebnis kein Einzelfall. Daß es ausgerechnet unter den Deutschlehrern zahlreiche schwarze Schafe gibt, belegen viele Zuschriften, die die DEUTSCHE SPRACHWELT laufend erreichen und die wir natürlich auch wiedergeben. Das stößt nicht immer auf Gegenliebe. Leserin Renate Beigang, eine begeisterte ehemalige Lehrerin, die viele Jahre in der Uckermark Deutsch unterrichtet hat, fühlte sich

von solchen Belegen in ihrer Berufsehre gekränkt. Sie empörte sich: „Wenn man Ihre Zeitung liest, ist man von der Gewissen- und Verantwortungslosigkeit einer Redaktion abgestoßen, die Leserbriefe von der „Qualität“ des Herrn Hildebrandt abdruckt, der da behauptet. die Gleichgültigsten gegenüber dem Sprachproblem finde man im Berufsstand der Lehrer und Germanisten."

Wolfgang Hildebrandt, der selbst Lehrer ist, hatte in einem Beitrag „Sprachnotstand in der Schule" (DSW 18, Seite 10) von einer mangelhaften Einstellung vieler Deutschlehrer zu ihrem Unterrichtsgegenstand berichtet und dafür nahezu ausschließlich Zustimmung aus der Leserschaft erfahren.


Es soll nicht verschwiegen werden, daß es eine Vielzahl einsatzfreudiger Deutschlehrer gibt, die sich für die deutsche Sprache ins Zeug legen und für hoffnungsvolle Lichtblicke sorgen. Diese Lehrer gilt es zu unterstützen und zu ermutigen. Sie sind nicht gemeint. wenn Klagen über Deutschlehrer laut werden.

Ein solcher Hoffnungsträger ist Josef Kraus, Deutschlehrer, Schulleiter, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes und DSW-Autor (DSW 6 und 15). Sein neuestes, äußerst lesenswertes Buch heißt „Der PISA-Schwindel. Wie Eltern und Schule Potentiale fördern können". Kraus fordert eine „Offensive für muttersprachliche Bildung".

„Das Beherrschen von Sprache ist eine Schlüsselqualifikation, vor allem die Muttersprache ist der Zentralschlüssel für alles Erfahren, Mitteilen, Denken und damit Lernen", schreibt Kraus. Die Deutschen billigten der Muttersprache als Schulfach zwischen der 1. und der 10. Klasse nur 16 Prozent der Wochenstunden zu, die Franzosen hingegen 26 oder die Schweden 24 Prozent. Die Spracherziehung sei in den vergangenen dreißig Jahren stark vernachlässigt worden. Kraus fordert einen Literaturkanon, eine Stärkung der Schulbibliotheken und von den Eltern, daß sie ihren Kindern ein Kontrastprogramm zu Fernseher und Rechner bieten. Und dieses Programm heißt: Lesen, Lesen, Lesen.

Josef Kraus, Der PISA-Schwindel. Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale fördern  können, Signum-Verlag, Wien/München 2005, 248 Seiten, gebunden, 16,90 EURO.

Das Buch kann über den Buchdienst der Deutschen Sprachwelt bestellt werden.

 



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