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Geheimbotschaft im Schweiß Pünktlich zum Filmstart von "Das Parfum" trafen sich rund 400 Geruchsforscher in Granada. Immer mehr Geheimnisse entreißen sie dem flüchtigsten und zugleich unmittelbarsten der Sinne. Nur ob der Mensch, wie Hund und Maus, Sexuallockstoffe aussendet, wissen sie noch nicht.
DER SPIEGEL 37/2006 vom 11.09.2006, Seite 204
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Gestank zu filmen ist ungefähr so schwierig, wie Parfum zu faxen. Das musste schon Mike Todd einsehen.
Anfang der sechziger Jahre beschloss der US-Produzent, den Kinogenuss um den Geruchssinn zu bereichern. Rund zwei Kilometer Plastikröhrchen verlegte Todd im Chicagoer Filmtheater Cinestage, bis jeder Sessel eigens beduftbar war. Dann lud er zum Riechthriller "Scent of Mystery".
Passend zur Handlung strömten winzige Wölkchen von Knoblauch-, Zitronen-, Schießpulver-, Fisch- oder Tabakaroma aus dem Schlauchgewirr, während sich auf der Leinwand ein skurriler Engländer auf die Jagd nach einer Frau mit rätselhaftem Duft begab. Doch aller Aufwand brachte den Durchbruch nicht. Das Kino blieb Aug und Ohren vorbehalten.
Nun hat der deutsche Regisseur Tom Tykwer mit seiner Verfilmung von Patrick Süskinds Roman "Das Parfum" einen neuerlichen Anlauf unternommen, das Reich der Gerüche in den Kinosaal zu bringen. Auf die Publikumsbeduftung verzichtet er. Stattdessen behilft er sich mit Nüstern in Großaufnahme. Die Empfindung von Straßenmief und Blütendüften will sich beim Zuschauer dennoch nicht recht einstellen - der Geruch, so zeigt sich einmal mehr, widersetzt sich, weit hartnäckiger als Ton und Bild, der Wiedergabe.
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