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Schulpoltik - Experimentieren mit Schulreformen
Jede neue Koalition bedeutet eine Schulreform. Gerade wütet die Experimentitis in Sachsen, in Schleswig-Holstein und in Thüringen. Das ist Unsinn.
Von Martin Spiewak
ZEIT ONLINE vom 23.11.2009
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Ein Virus geht um in der Schulpolitik: Es ist hochansteckend und schwächt den Lehrkörper. Die Krankheit, die es auslöst, nennen Bildungsforscher Experimentitis. Gerade wütet sie in Sachsen, in Schleswig-Holstein und in Thüringen.
Dort will die neue rot-schwarze Koalition der Schulstruktur ihren Stempel aufdrücken. Neben den Gymnasien und der Mittelschule soll eine Gemeinschaftsschule entstehen, in der die Schüler erst nach acht Jahren getrennt werden. In Sachsen dagegen wird diese Schulform gerade wieder abgeschafft. Der Reform der Reform liegt wie so häufig keine pädagogische Einsicht zugrunde, sondern koalitionspolitische Opportunität: Statt Sozialdemokraten regieren nun Liberale mit der CDU in Dresden, und die haben am längeren gemeinsamen Lernen kein Interesse. In Kiel ist eine ähnliche Reformrücknahme geplant. Die Große Koalition wollte Haupt- und Realschulen abschaffen und zu einer neuen Schule fusionieren. Doch unter dem neuen Bündnis aus Schwarzen und Gelben darf zumindest die Realschule weiterleben, wenn die Bürger in einer Volksabstimmung entsprechend entscheiden. Statt weniger gibt es dann im Norden mehr Schulformen als vorher. Es lebe der föderale Eigensinn! Im Saarland will die neue Koalition die fünfjährige Grundschule einführen. Ein zusätzliches Jahr gemeinsamen Lernens wird dafür sorgen, dass die Schulen über Jahre mit sich selbst beschäftigt sein werden.
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