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Kannibale und Liebe
 Der Sexualwissenschaftler Klaus M. Beier hat ein Buch über sexuellen Kannibalismus geschrieben. Ein Interview

DIE ZEIT Nr. 38 vom 13.9.2007

Herr Beier, wie war Ihre erste Begegnung mit dem Täter Armin Meiwes?

Recht bizarr. Das lag allerdings nicht an ihm, sondern daran, dass man mir in der Justizvollzugsanstalt zwei Wachleute zur Seite gestellt hatte, die mich auf Schritt und Tritt begleiten sollten. Man hat dort offensichtlich angenommen: Der Mann fällt mich an und isst mich als Nächstes auf, ähnlich wie Hannibal Lecter aus dem Film Das Schweigen der Lämmer, der Menschen gegen ihren Willen tötet und verspeist. So etwas würde Meiwes nie tun. Er ist weder ein geistesgestörter Mörder noch ein Sadist.

Was waren dann seine Motive?

Meiwes leidet an einer schweren Bindungsstörung und einer extremen Form von Fetischismus. Diese richtet sich auf Fleisch, das von Männern stammen muss, die ihm sympathisch sind und sich freiwillig zur Verspeisung anbieten. Er hatte schon vor der Pubertät das Gefühl, dass er eine echte Bindung nur erreicht, indem er sich den anderen einverleibt. Um das zu verstehen, muss man sein Verständnis von Sexualität erweitern. Die meisten verbinden damit ausschließlich Lust. Aber zur Sexualität gehört auch die Beziehungsdimension. Mit dem Schlachten seines Opfers wollte Meiwes keinen Lustgewinn erreichen, wie es bei Sadisten der Fall wäre, sondern eine Bindung eingehen.

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