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Texte
 

VERGANGENHEIT
Texero hieß im Lateinischen die nützliche Beschäftigung, die wir „weben" nennen. Der Herr Textor und der Herr Weber mögen nicht dieselbe Person sein, doch können beide einen Urahn hinterm Webstuhl suchen. Unsere Textilien sind, nach lateinischem textilis, also Webwaren. Aus solchem Stoff geschneidert ist auch der Text, das Gewebe aus Worten. Die Sprache hat sich da für den Gebrauch im eigenen Haus ein Handwerkerwort ausgeliehen.

Breit aufgefächert ist der Inhalt, der dem Fremdwort seit alters innewohnt: Worte zu wohlklingenden Weisen; zusammenhängende Rede oder Schrift; Stück aus einem Schriftwerk, Bibelstelle für die Predigt; Wortlaut.

GEGENWART
In Dichterkreisen raunt es: Er schreibt „Texte". Nun ja, „Wortfolge" klänge gar zu schlicht, damit ließe sich heute niemand am Ohr ziehen. Und: „Wortfolgetheorie", nein, dann doch lieber Texttheorie.

Aber hier soll niemandem der Text gelesen werden, vielleicht ringen sich Erzeuger und Liebhaber neuester Wortkunst, die zum Treffpunkt von Dichtung und Sprachkunde geworden ist, einmal zu einer weniger abgegriffenen Bezeichnung durch.

Zumal ihr Schlachtruf „Texte!" gegenwärtig für so mancherlei herhalten muß. Erscheint etwa eine neue Taschenbuchreihe, dann geht es um „die Förderung des geistigen Gesprächs durch die Konfrontation mit Texten, in denen die heutige Literatur und Wissenschaft in ihrem Ringen um neue Ausdrucksformen und Erkenntnisse sich manifestiert". Gänzlich keimfrei.

Was ist mit „Texten" hier gemeint? Philosophische Abhandlungen sind gemeint, Gedichte, Bühnenstücke, kurz und altväterlich: Bücher. Mit dem Unterschied, daß aus Büchern „vorgelesen" wird, Texte indes nur „gesprochen" werden. So fein sind da die Sprachgebräuche.

Daß der Texter Texte textet, zum Lob und Ruhm der Seife Rein und der Wurst Gut, das bringt selbst den Sprachgefühlvollsten schon nicht mehr aus dem Text. Höchstens zur Verzweiflung. Weil auch er nichts Besseres vorzuschlagen weiß.

ZUKUNFT
Auf der Textfachschule ausgebildete Texthändler beraten Sie in der Texthandlung, wo auch Bildertexte zu haben sind. Großmutter bewahrt vergilbte Liebestexte auf - die Schachtel mit dem rosaroten Band steht im Texteschrank - und spricht Grimmsche Texte vor ihren Enkeln.

Wn.

 



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