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Sprache / Wiener Sprachblätter WSB / WSB Wörter u. Unwörter ab 2001 / Wörter und Unwörter 2001
 

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Wörter und Unwörter, Sprachwahrer und Sprachbanausen des Jahres 2001
 

Mitgeteilt von Gottfried Fischer - Schriftleiter des Vereins "Muttersprache", 15.1.2008


Wörter des Jahres

Die Wörter des Jahres werden nicht nach ihrer Schönheit, sondern nach ihrer Bedeutung gewählt. Maßstäbe für ihre Wahl sind die Einsendungen unserer Mitglieder und das Auftreten in den Medien.

1. Euro. Über nichts wurde so viel gesprochen und berichtet wie über den Euro. Seine Einführung wird unser Leben auch über Jahre hinweg beeinflussen. Es waren viele Bildungen mit Euro als erstem Glied zu finden, so Euro-Einführung, Euro-Skeptiker, Euro-Startpaket, Euro-Kit, Euro-Zeit, Euro-Fans, Euro-Fehler, Euro-Schwäche, Euro-Chaos, Euro-Umstellung (dieser Ausdruck war oft zu lesen, es handelte sich aber in Wirklichkeit um eine Währungsänderung), Euro-Spezialisten, Euro-Rubbler, Euro-Krisen, Euro-Story, Euro-Silvester, Euro-fit, sogar Euro-Häschen; auch "Kofferwörter" (Kontaminationen) wurden mit dem Euro-Zeichen gebildet: Abent€uro, €uphorie.

2. Terror. In der Berichterstattung und gedanklichen Auseinandersetzung über den 11. September 2001 und seine Folgen stand eine Reihe von Wörtern im Mittelpunkt: Terror, Terroristen, Anschlag, Welthandelszentrum, Zwillingstürme, Islam, Fundamentalismus, Taliban, al-Qaida (auszusprechen: al-ká-ida), Afghanistan, Krieg, Vergeltungsschlag, Afghanistaneinsatz. Als Kernbegriff haben wir das Wort Terror ausgewählt.

3. Studienbeiträge. Über die Sinnhaftigkeit und Auswirkungen des in Österreich eingeführte Studienbeitrages (öS 5000.– je Semester) wurde einige Monate lang viel gesprochen und geschrieben.

4. Temperaturen unter dem langjährigen Durchschnitt. Hier handelt es sich zwar nicht um ein Wort, sondern um eine Wendung, aber sie war im Laufe des Jahres so oft zu hören, daß ihr der 4. Platz gebührt.

Von folgenden zwei Ausdrücken hätte man erwartet, daß sie heiß umstritten gewesen wären: "Europäisches Jahr der Sprachen" und "heißer Herbst" (in bezug auf die Urabstimmung des ÖGB). Durch den Lauf der Ereignisse gerieten sie aber in den Hintergrund. Erfreulich oft war aber von "Altweibersommer" und "goldenem Herbst" zu hören.

Unwort des Jahres

Prime time. Die Ersetzung des muttersprachlichen Wortes Hauptsendezeit im ORF durch ein angloides erregte den meisten Unmut bei unseren Lesern.

Sprachwahrer des Jahres

Als Sprachwahrer des Jahres haben wir Mitglieder und Nichtmitglieder gewählt, die für unsere Unterschriftenaktion für verständliches Deutsch und gegen undemokratisches und ausländerfeindliches Denglisch mindestens zwei volle Unterschriftenlisten eingesandt haben. Aber auch alle anderen, auch wenn sie nur ihre eigene Unterschrift eingesandt haben, haben der deutschen Sprache einen großen Dienst geleistet.

Sprachbanause des Jahres

ÖBB. Die Österreichischen Bundesbahnen werden zum "Sprachbanausen des Jahres" erklärt, weil ihre Sprache dem Durchschnittsösterreicher, aber auch vielen hier lebenden Ausländern unschön erscheint oder einfach unverständlich ist. Am meisten Unmut erregte die immerhin halbdeutsche Bahncard, einerseits weil sie oft benutzt wird und andererseits weil ein Wort Bahnkarte leicht zu bilden wäre. So gut wie alle neuen Fachausdrücke sind denglisch, die allermeisten gibt es im Englischen und US-Amerikanischen nicht, vgl. RADticket, WANDERticket, McCalc-Euroumrechner, Tourplan, S-7 Countdown, Cargo-Struktur, Park & Ride, Familien-Special, Career Lounge, High-Tech-Stellwerk, Infocorner, Touch Screen, Infotainment, Newsroom, Sitemap, e-Greetings, City Shuttle, Eurocity, Euro Train usw. Besonders albern ist es, wenn drei deutschsprachige Staaten, Österreich, Deutschland und die Schweiz, zusammenarbeiten und dafür den Ausdruck TEE Rail Alliance wählen.

Dr. Gottfried Fischer
Schriftleiter des Vereins "Muttersprache", des größten Sprachpflegevereins Österreichs
H.: 0699.1.944.57.81
1070 Wien, Schottenfeldgasse 95/20
Weltnetz: http://homepage.univie.ac.at/goetz.fischer/WienerSprachblaetter.htm

 



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