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Sprache / Wiener Sprachblätter WSB / WSB Wörter u. Unwörter ab 2001 / Wörter und Unwörter 2006
 

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Wörter und Unwörter, Sprachwahrer und Sprachbanausen des Jahres 2006
 

Mitgeteilt von Gottfried Fischer - Schriftleiter des Vereins "Muttersprache", 15.1.2008


Wörter des Jahres

Dengliot. Einer, der in Denglisch vernarrt ist und sich nicht mehr richtig auf deutsch ausdrücken kann. Ist leicht an seinen fiebrig-glasigen Augen zu kennen.

(Zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland):

Fußballwitwe (der Mann sitzt unansprechbar vor dem Fernseher) und WM-Witwe (Frau, die während der Weltmeisterschaft vernachlässigt wurde)

BAWAG-Skandal. Diese österreichische Bank ließ Milliarden an karibischen Stränden versickern.

Unwörter des Jahres

Prekariat. Eine Kontamination aus Proletariat und prekär. Es soll das Wort Unterschicht ersetzen. Wörter sollen nicht beleidigend sein, aber die Einteilung der Gesellschaft in Ober-, Mittel- und Unterschicht entspricht leider der Wirklichkeit, und der Aufstieg der Angehörigen der Unter- in die Mittelschicht wird nicht durch absonderliche Wortneuschöpfungen geleistet, sondern durch wirksame Bildungsprogramme.

Rechtschreibfrieden. Die Reformer haben dieses Wort erfunden, um die Reformkritiker als Friedensbrecher hinzustellen. Der aufgezwungene Friedensvertrag soll die Reform in der Gestalt vom 1. 8. 2006 sein. Wir werden uns den Mund jedoch auch weiterhin nicht verbieten lassen!

"Wer richten will, soll richten." – Bemerkung Günther Grass' zu der an ihm geäußerten Kritik, er hätte seine SS-Mitgliedschaft nicht (über ein halbes Jahrhundert lang) verschweigen sollen. Vom Schriftstellerischen ins Deutsche übersetzt, bedeutet der Satz: "Es ist mir völlig wurscht, was ihr zu mir sagt." Ein solcher Zynismus ist schwer zu überbieten.

Trinidad und Tobego. Diese Unaussprache war während der Weltmeisterschaft öfters zu hören. Auf deutsch heißt das Land Trinidad und Tobago und auf englisch (dies ist die Amtssprache des Staates) ungefähr Trinidæd ænd Tabeigou. Tobego ist hingegen typisches Denglisch.

Sally für die Saliera (italien. Salzstreuer; ein italienisches Meisterwerk der Renaissance mit einem amerikanischen Namen zu bezeichnen, ist unpassend).

Klösterreich. Warmer Kalauer der Fremdenverkehrswerbung, der ausdrücken soll, daß Österreich nicht arm an Klöstern ist. Die Bildung hat übrigens offensichtlich faschistische Wurzeln.

Denglisch. Weiterführende Bemerkungen überflüssig.

migrantisch sprechen (Hannes Hintermeier in der FAZ am Freitag, 3. Februar 2006:

"Die 'Heimsprache' müsse unbedingt gestärkt werden, das empfiehlt auch der Münchner Sprachwissenschaftler Wolfgang Schulze: Gleichgültig, ob ein Kind bairisch, schwäbisch, fränkisch, preußisch oder migrantisch spricht." Ist der Ausdruck "fremde Sprache" derart haßerfüllt und aufwieglerisch, daß man ihn durch eine wahrhaft merkwürdig anmutende Neubildung ersetzen muß? Wenn man nicht das Kind beim Namen nennen darf, sondern alles umschreiben muß, was Einwanderer betrifft, dann stimmt vielleicht etwas mit unserer Einstellung zu Einwanderern nicht.

Im Kern richtig – tatsächlich im Deutschen gemeint: "falsch". Es gibt kaum etwas, was von Politikern nicht geschönt wird. Die F.A.Z. schreibt am 9. 5. 2006 über den CDU-Generalsekretär Pofalla: " 'Im Kern richtig' ist übrigens Hochgeneralsekretärisch und heißt im Deutschen: 'falsch'."

Am Ende des Tages – vom englischen "at the end of the day" einfach kritiklos übersetzt (sog. Lehnübersetzung) und immer wieder von allen möglichen und unmöglichen Personen des öffentlichen Lebens gebraucht (mißbraucht). im Wahlkampf in Deutschland war dieser Gebrauch besonders unerträglich, weil man beinahe täglich damit konfrontiert war.

Sprachwahrer des Jahres

Edda Moser. Die berühmte Kammersängerin kämpft für gutes Deutsch und gegen Denglisch.

Kaiser von Dengland

Günther H. Oettinger – er will die deutsche Sprache abschaffen. Er ist übrigens Ministerpräsident von Baden-Württemberg und wird von deutschsprachigen Wählern bezahlt. Er will, daß im Arbeitsleben (also da, wo's ernst wird) nur englisch gesprochen wird; daheim dürften die Deutschen mit seiner gütigen Erlaubnis noch deutsch sprechen – er will die Sprache der Dichter und Denker zur Küchensprache machen. Dafür hat er den Titel "König von Dengland" redlich verdient!

Dr. Gottfried Fischer
Schriftleiter des Vereins "Muttersprache", des größten Sprachpflegevereins Österreichs
H.: 0699.1.944.57.81
1070 Wien, Schottenfeldgasse 95/20
Weltnetz: http://homepage.univie.ac.at/goetz.fischer/WienerSprachblaetter.htm

 



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