Mit der europaweiten Einführung der Pässe mit digital gespeichertem Fingerabdruck wurde der Deutsche Reisepaß offiziell zu einem „Hochsicherheitsdokument“. Ein besonderer Hinweis auf die Wichtigkeit, aber auch auf die Ausschließlichkeit der im Paß aufzunehmenden Daten sollte eigentlich überflüssig sein. Um so mehr muß erstaunen, daß juristisch gebildete Politiker, akademisch geadelt durch ihre Promotion in Sachen Recht, sich dafür einsetzen, daß dieses Hochsicherheitsdokument mit einer erkennungsdienstlich unerheblichen Angabe zu belasten und im internationalen Alleingang mit persönlichen Erfolgsdaten aus der Ausbildungszeit zu füllen. Es steht außer Zweifel, sogar unter Juristen, daß akademische Grade nicht zur Identifizierung einer Person erforderlich sind. Wenn dieses Kriterium seine Geltung verlöre, wäre es auch denkbar, andere Fähigkeiten und Eigenschaften der Person wie Führerschein und PC-Kenntnisse bzw. Haarfarbe im Paß zu vermerken. Man darf raten auf wie vielen Augen Politiker blind sind, wenn es um die akademische Verzierung geht und dabei zulassen, daß amtliche Dokumente für erkennungsdienstfremde Angaben mißbraucht werden und sich damit international isolieren.
Die Bedenkenlosigkeit, mit der sich die für Paßfragen zuständigen Politiker über die sachlichen Erfordernisse hinwegsetzen, ist nur dadurch erklärbar, daß bei ihnen psychische Besonderheiten vorliegen, die rationales Denken vernebeln und Rücksichtnahme auf Gleichgesinnte einschließen. Als Ursache für das Versagen beim Beurteilen rein sachlicher Probleme liegt im limbischen System des menschlichen Gehirns. Dort sind Emotionen und Gefühle gespeichert und verlangen dringend höchste Beachtung. Wer sich nicht auf dem Regelweg anerkannt fühlt, sucht die Anerkennung auf andere Weise, sogar mit einem Paß.
Die mehrmaligen, ja vielmaligen Hinweise und Aktionen mit Schreiben an den Petitionsausschuß, die Bundesregierung, die Fraktionsvorsitzenden und viele Abgeordnete stießen jedesmal auf "taube Ohren", eigentlich auf verklebte Augen, wenn es um den Doktorgrad und seine rechtsprechungswidrige Verwendung im Bundestag ging. Z. B. wird Kein Protokoll im Bundetag ohne die zigfachen Einfügungen des „Dr.“-Kürzel verfaßt. Ein Zeichen dafür, wie tief die Sucht verankert ist, den akademischen Kopfschmuck zu tragen. Was dem Pfau die Federn sind, ist dem Menschen der Titel.
Tja die Tradition, speziell die in Bayern gehütete. Hatte doch der katholische Männerverein Tuntenhausen der CSU noch vor 30 Jahren den zweiteiligen Badeanzug abschaffen wollen (DER SPIEGEL 23/2007, S. 58).
Siehe auch
Internationale Lachnummer: Dr. Deutschland - Deutschland mißbraucht ein Hochsicherheitsdokument (den Paß) zum Verbreiten von akademischem Weihrauch - Hü und hott mit dem neuen Paßgesetz
Leserbrief in die SZ zur Internationalen Lachnummer
Leserbrief zum Leserbrief an die SZ
Antwort auf den Leserbrief zum Leserbrief
Der Ablauf der Lachnummer:
1. Deutschland auf dem Weg in die Moderne? Fliegt der Doktor aus dem Paß?
2. Auszug aus BT-Drucksache 16/4138 vom 29. Jan. 2007
3. Eitelkeit siegt über Vernunft - Statt Verwaltungsabbau Weihrauchverbreitung
4. Deutschland auf dem Weg in die Kleinkaro-Republik - Der Doktor bleibt im Paß
5. Der letzte Akt, eine Formsache: 100. Sitzung des Bundestages
6. Auszug aus BT Protokoll der 100. Sitzung
7. Die Ignoranz der doctores ist nicht zu überbieten - Die Vernunft wurde durch
akademischen Weihrauch vernebelt
8. Der Doktorgrad ist kein Bestandteil des Namens und gehört nicht in die Namenszeile
eines Ausweises
9. Der Doktorgrad ist kein Identifizierungsmittel - Ein Hochsicherheitsdokument wird
als Visitenkarte mißbraucht
10. Der Gleichheitsgrundsatz (Artikel 3 GG) wird verletzt
11. Die Bundesregierung fördert den Titelhandel
12. Die zwei Buchstaben "D" und "r" sagen wenig aus und deuten viel an
13. Vorurteile über Wissen, Können und Leistung werden erhalten und gefördert
14. Ein Leistungseinzelfall wird lebenslang bestätigt oder vorgetäuscht
15. Der Paß dient als Ersatztherapeut für Komplexträger
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