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Sprache / Wörtermarkt / Favoriten / Davon ausgehen - Übersicht / Beispiele II
 

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Beispiele (II) "davon ausgehen"

 

Der Vizepräsident von Knome, Ari Kirikki, geht davon aus, dass der Preis für die Sequenzierung eines Genoms in den nächsten zehn Jahren auf unter 1 000 Dollar fallen wird. („Walkman der Gentechnik“, SZ Feuilleton, vom 13.8.2009)

Woher weiß der Vizepräsident das? Kann er in die Zukunft schauen? Er dürfte es „nur“ annehmen, erwarten, vermuten, hoffen usw.

U.S.-S. von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover: „Wir gehen davon aus, dass man diese spekulativen (d. h. noch nicht entdeckten) Ressourcen auch fördern kann.“ („Rechenspiele um die Zukunft“, SZ WISSEN, vom 12.8.2009)

Wie will dass Herr S.-S. wissen? Hier dürfte auch die Förderung rein spekulativ sein. Also wäre es angemessen zu sagen: „Wir nehmen an, dass …. „ oder vorsichtiger „Wir hoffen, dass …“

Wer „vierte Gewalt“ sagt, geht von einer  - virtuellen – vierten Säule im System der Gewaltenteilung aus. („Vierte Gewalt“, SZ Magazin vom 8.5.2009)

Unverständlich. Gemeint ist wohl „Wer „vierte Gewalt“ sagt, meint eine – virtuelle ……..

Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass zu diesen Veranstaltungen ((Boris Beckers Poker-TV mit Sexy-Sport-Clips) mehr Zuschauer kommen würden als zu den 1860-Heimspielen in der Arena. „Für 18,6 Mio! Bayern lässt die Löwen aus der Arena!“, AZ München vom 1.4.2009)

Das war zwar ein Aprilscherz, doch sprachlich ohne Bedeutung. Die Verantwortlichen sollten sich als Hellseher betätigen, wenn sie die Zukunft kennen. Dass mehr Zuschauer kommen werden können sie allenfalls annehmen, vermuten, wünschen, hoffen, auch damit rechnen; niemand kann das wissen.
 

Gehirn & Geist Ausg.4/2009 aus „Den Nachtmahr verjagen“
…Stattdessen geht man heute davon aus, dass wiederkehrende Alpträume  - wie viele anderen Störungen – aus einem Zusammenspiel von persönlicher Veranlagung und akuten Auslösern resultieren.

Aus dem Kontext gehr klar hervor, dass für diese Äußerung keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen. Also handelt es sich ausschließlich um eine Annahme, die diesem „man“ zuzuordnen ist

Die „Hetze“ gegen seine Frau und die beiden Kinder sei kaum zu ertragen gewesen, sagte Mannichl. Er erklärte, er gehe davon aus, dass ihn ein „Wahnsinniger“ aus der rechtsradikalen Szene angegriffen habe. („Mannichl erhebt Vorwürfe gegen Polizei“, SZ vom 5.3.2009)

Da es Mannichl erwiesenermaßen nicht weiß, es gibt darauf bisher nicht einmal Hinweise, kann er es nur vermuten, glauben, annehmen etc.

Experten gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich rund 100-mal die formellen Voraussetzungen (für das Wegsperren von Jugendlichen) erfüllt sind. („Ich kann nur hoffen, dass es nicht passiert“, SZ vom 3.3.2009)

Wüssten es die Experten, dann müsste es lauten „In Deutschland sind jährlich rund 100-mal die formellen Voraussetzungen erfüllt.“ Hier handelt es sich offensichtlich nur um Annahmen oder Schätzungen. Formulierung wie oben.
 

Wie sich die Führung genau geeinigt hat, darf Bi nicht verraten. Er geht aber davon aus, dass das soziale Netz eines der zentralen Themen der Tagung des Volkskongresses sein wird: „Es ist höchste Zeit.“ („Was Herr Bi fordert“, DIE ZEIT, Febr. 2009)

Auch Bi ist nicht allwissend. Für die Zukunft kann er nur annehmen, erwarten, hoffen, wünschen usw.

Weiter war auf den Kassetten ein Schaltimpuls zu hören, der so hohe Übereinstimmung mit den Erpresseranrufen aufwies, „dass davon ausgegangen werden muss, dass er an einem Gerät entstand, welches mit dem vom Täter verwendeten zumindest baugleich ist.“ („Das Rätsel der zweiten Tonspur“, SZ vom 29.2.2009)

Dem Kontext nach bestand der Verdacht, wonach es zwei Tonbandgeräte gab, durch die die Beweisführung im Prozess erschüttert wurde. Diese Erkenntnis ist zwar ein starkes Indiz, jedoch immer noch kein Beweis. Solange jedoch nicht eindeutig die Sachlage geklärt ist, kann nicht von zwei Tonbandgeräten ausgegangen, sondern es nur angenommen werden.

Die tatsächlichen Ausgaben sind bis heute nicht genau zu beziffern, Schätzungen gehen aber von mindestens zweistelligen Millionenbeträgen bis zu mehr als hundert Millionen Dollar aus. („Die Lubelorgie von Persepolis“, SZ Wochenende vom 31.1/1.2. 2009)

Da haben wir so eine „ausgehende“ Schätzung. Eine Schätzung, die „beträgt“ oder „sich beläuft“ klingt wohl nicht geschwollen genug. 

Beispiele für mündliche Ausgeh-Berichte könnten noch zahlreicher dokumentiert werden, wenn der Aufwand dafür nicht so groß wäre. 

davon ausgehen - Deutschland wandelt sich in eine "Ausgehgesellschaft" - Wissen wird vorgetäuscht wo Unwissen herrscht

 



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