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Die Seele im Netz
 In einem Internet-Seminar der Universität Oxford kann man die Philosophie des Geistes studieren. Mit seinen Kommilitonen aus Sydney und Burundi zerbrach sich unser Autor Reiner Luyken den Kopf

ZEIT online, 26.10.2006

 

Die erste Woche, das erste Rätsel. Vierzehn Jungphilosophen haben sich an der Universität Oxford für ein Seminar über die Philosophie des Geistes eingeschrieben. Jung ist keiner der Studenten, und keiner wohnt in Oxford. Einer lebt 150 Kilometer nördlich von Sydney, die Kursgebühr von 135 Pfund ist ein Geschenk seiner Familie zum 70.Geburtstag. Eine Kommilitonin arbeitet als Entwicklungshelferin in Burundi. Zwei Teilnehmer sind philosophisch vorgebildet, einer ist Mitarbeiter des Biologen und Querdenkers Rupert Sheldrake in Cambridge. Ein weiterer Mitstudent gibt, an den Tresen unseres Aufenthaltsraums gelehnt, seine Hobbys zum Besten, denen er in Brüssel nachgeht: Jazz, Bier, Glimmstengel und Spelunken. Der Tresen ist rein virtuell – der Kurs findet im Cyberspace statt.

Ein Computer und eine 675 Seiten dicke Anthologie mit dem Titel Philosophy of Mind ist alles, was man benötigt. Die Tutorin ist Amerikanerin und lächelt auf einem Porträtfoto, das sie auf die Homepage gestellt hat, ein wenig verlegen in die Kamera. Zwei männliche Teilnehmer sind ihrem Beispiel gefolgt und haben ebenfalls Bilder neben ihren Namen platziert. Ich jedoch weiß nicht, wie man das sonst erscheinende, ziemlich doofe Smiley-Gesicht gegen ein Foto austauscht. Die anderen offenbar auch nicht.

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