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Wortklaubereien  
von Wilhelm Herzog 

 Herzog schreibt er über Sprachmarotten:

Dem damaligen IG-Metal-Chef Klaus Zwickel genügte es nicht zu sagen: Der Chemie-Tarif „ist ein Abschluß für die Chemie, nicht für Metall". Er schickte diesem klaren, verständlichen Satz einen zweiten hinterher, nämlich, der Abschluß sei „mit der Erwartungshaltung der IG Metall nicht kompatibel". Will der Gewerkschaftschef zeigen, wie „gebildet" er sich ausdrücken kann? Der Satz mit dem „kompatibel" (vereinbar, austauschbar, verträglich, anwendbar) wiederholt nur geschwätzig und für die meisten unverständlich, was Zwickel vorher schon gesagt hat.

Leute, die so reden und schreiben, haben keine Ziele mehr, sondern nur noch „Zielsetzungen". Sie reden von „Stellenwert", wo sie Rang meinen oder schlicht: Wert. Statt zu helfen, „geben sie Hilfestellung". Regnet es bei ihnen? Nein, sie durchleben Perioden widriger Witterungsbedingungen. Kurz: unheilbare Schwätzer.

Besonders schön schwätzen Leute, die irgendwie mit Kultur zu tun haben. Berlins Kultursenator zum Beispiel war Feuilleton-Chef einer Tageszeitung, als ihn die Politik rief. Er setzte sich flugs hin und schrieb einen Kommentar zur Lage der Berliner Kultur. In dem Kommentar heißt es: „Wer die großen Städte der Welt vergleicht, wird immer einen engen Zusammenhang zwischen Lebensgefühl und Kultur, sozialer und wirtschaftlicher Prosperität finden." Wenn's der Wirtschaft gut geht, geht's auch den Menschen gut. Das ist eine Binsenweisheit. Dazu braucht man Städte nicht zu vergleichen. „Töricht ist es, wenn man das eine gegen das andere ausspielt", heißt es weiter. Aber wie spielt man soziale und wirtschaftliche Prosperität gegeneinander aus?

Der Kommentator weiß es offenbar auch nicht, er geht darauf jedenfalls nicht ein. Er fährt fort: „In Wirklichkeit sitzen die verschiedenen sozialen und kulturellen Milieus einer Metropole in einem Boot." Ganze Milieus sitzen in einem Boot? Das kann nicht gut gehen! Tut's auch nicht. „Es wird im Berliner Kulturschifflein sogar gerauft", empört sich der Kommentator. Das ist ganz, ganz schlimm. Warum? Weil „jeder Seekundige weiß: Das geht für niemanden gut aus".

Muß man seekundig sein, um zu wissen, daß Raufereien in Booten nichtgut ausgehen, vor allem, wenn sich da ganze Milieus prügeln? Seekundige kennen sich auf der See aus, nicht in raufenden Milieus. Außerdem: Wo sitzen denn nun die Milieus, in einem Boot oder in einem „Schifflein"? Seekundige kennen da gewisse Unterschiede.

Dann zeigt der Kommentator, daß er selbst weder see- noch wegekundig ist: „Von kenternden Booten führt selten der Weg zurück in wagemutige Entdeckungsfahrten." Selten? Nie! Von kenternden Booten führen überhaupt keine Wege irgendwohin. Wege führen allenfalls zu einem Ort oder in eine Gegend, aber grundsätzlich nie „in" Fahrten. Schon gar nicht „in wagemutige Entdeckungsfahrten". Wer ist hier übrigens „wagemutig"? Die Entdeckungsfahrten. Wie aber werden Fahrten wagemutig?

Dann sagt der Kommentator, was Berlins Kultur braucht: „Ein Ende von Zank und Häme. Denn nur den Fröhlichen gehört die Zukunft." Braucht Berlins Kultur nicht auch einen Senator, der seine Aufgaben beschreiben kann, ohne sich in einem Metaphern-Wald zu verirren?

Zum Schluß, wie immer, unser beliebter Sprachspaß. Wie heißt das Sprichwort wirklich?

Bewußte und gezielte Zurückhaltung barer und unbarer Tauschmittel setzt den so Handelnden in die Lage, in Perioden allgemeiner oder persönlicher Verknappung der Mittel für die Anschaffung lebensnotwendiger Güter dem Trend zuwider auf ein sorgsam gehütetes Depot ebenjener Tauschmittel zurückzugreifen, deren Anhäufung der Sinn und Zweck der Nichtausgabe war.

Richtig, es heißt: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.


 



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