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Duden / Beispiele / 6. Komparativ
 

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6. Der multiplizierte Komparativ 

 

Ausführliche Erläuterung und Berechnungsbeispiele unter "Der multiplizierte Komparativ und seine Negation"

Spätestens im Jahre 1965 ist in " Hauptschwierigkeiten der deutschen Sprache"(1965) der multiplizierte Komparativ unter dem Eintrag: "-mal so groß/-mal größer"

und in den nachfolgenden Bänden (Richtiges und gutes Deutsch (1985)) ausführlich erläutert. Die Mahnung, diese Fügungen, die beide einen Vergleich ausdrücken, dürfen nicht mit einander verwechselt werden, weil sie etwas Verschiedenes ausdrücken, ist berechtigt und notwendig, jedoch die Wendung "-mal größer" betreffend, wie die Erfahrung zeigt, erfolglos geblieben. Das mag vielleicht auch daran liegen, daß die abstrakte Deutung in der "Grammatik" von 1966 und in der von 1998, wonach die komparativischen Gradadverbien "mehr" ("eher") und "weniger" (Negation) den "ungleichen Grad zweier Eigenschaften eines Wesens oder Dinges" angeben, nicht durch ein Beispiel ergänzt ist, das einen Faktor enthält. Das Gleiche gilt für die Negation, den vermindernden Komparativ (weniger, kleiner, schwächer etc.).

Der Faktor ist das Problem, das der Duden nicht ernst genommen hat. Mit den in den Bänden "Hauptschwierigkeiten ..." (1965) und "Richtiges und Gutes Deutsch" (1985 und 1997) den Beispielen zugefügten Faktoren, jeweils größer als eins, wurde offenbar der Sprachgebrauch berücksichtigt, allerdings nur unvollständig und teilweise unzutreffend. Zunächst sei darauf hingewiesen, daß in der Umgangssprache im Gegensatz zur Auffasung des Duden der Faktor eben nicht ausschließlich auf den Unterschied der Eigenschaften gerichtet ist, sondern mal auf den Unterschied und mal auf den Endwert. So kann dann "zweimal mehr" das "Dreifache" oder das "Zweifache" des Ausgangswertes bedeuten. Diese Unsicherheit zwingt den Leser/Hörer immer zu überlegen und/oder zu prüfen, welcher Wert gemeint ist. Je kleiner der Faktor ist, um so größer ist der Fehler, bei Faktor 2 bspw. 50 % (von unten gerechnet). Bei größeren Faktoren, wie 1 Mill., kann er vernachlässigt werden. Beim Erhöhen eines Ausgangswertes sind die gleichen Schwierigkeiten zu beobachten. So kennen viele nicht den Unterschied, ob um das Dreifache oder auf das Dreifache erhöht wird. In einem konkreten Fall des bayerischen Kultusministeriums betrug der Unterschied 35 Mill. DM.

Der Hauptgrund für die Tücke des multiplizierten Komparativs liegt in der Unbestimmtheit der komparativischen Gradadverbien (mehr, schneller, höher). Gemäß Dudendefinition in den Grammatik-Ausgaben von 1966 und 1998 bezeichnen sie (nur) einen Unterschied zweier Eigenschaften. Hinzugefügt werden müßte: "von unbestimmter Größe". Daraus folgt, daß die Größe des Unterschiedes jeweils unbekannt ist. Wie groß ist der Mehrbetrag bei "mehr", wie schnell ist "schneller" und dergl.? Folglich bleibt auch der mit einem Faktor multiplizierte (unbekannte) Unterschied ebenfalls unbekannt. Besonders auffällig wird die Unstimmigkeit mit dem Faktor "eins". Analog dem Produkt "1 x 3 = 3" ist "einmal mehr" nicht "mehr als mehr", nach Dudendefinition das Doppelte, sondern man erhält wieder den Ausgangswert, also nicht "mehr". Diese Unstimmigkeit kann durch Verwendung der erstgenannten Wortbildung (-mal so groß wie) oder durch die Formulierung "um das Zweifache größer" oder "auf das Dreifache vergrößert" vermieden werden.

Die Negation

 Verwirrung stiftet der multiplizierte "verringernde" Komparativ, bspw. "dreimal kleiner, weniger etc.", weil der Komparativ als Multiplikand im Produkt mit einem positiven Multiplikator immer eine Vergrößerung des Absolutwertes erwarten läßt. Erst das Augenmerk auf die Verminderung des Ausgangswertes, die vergrößert werden soll, gibt dieser Formulierung einen Sinn, wobei jedoch wieder die oben dargelegten Schwierigkeiten beim Ermitteln des Endwertes auftreten. Klare Formulierungen sind die Bruchangabe (1/3, ein Drittel) oder die Prozentangabe (33,3 %). In den gen. Grammatikbänden sind die vermindernden Komparative (kleiner, weniger) zwar erläutert, jedoch ohne vor dem Einsatz eines Faktors zu warnen. Dennoch sind sie häufig, insb. in wissenschaftlichen Veröffentlichungen anzutreffen. Wie teuer ist Haus A, wenn es "zweimal billiger" ist als Haus B? Kostet es die Hälfte? Wenn ja, dann würde es bei der Angabe "einmal billiger" (laut Dudendefinition) nicht "weniger", sondern genau so viel kosten.

Grundsätzlich gilt, ein Komparativ (höher, weiter, tiefer, schneller usw.) kann alle Werte zwischen null und unendlich annehmen. Das wird häufig nicht bedacht. 

Weitere Beispiele 



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