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Bildung Grade Titel XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / Doktor-Grad, Übersicht / Dr.-Grad im Personalausweis - Appell / LBr ZEIT Der neue Personalausweis
 

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Der neue Personalausweis ab November 2010

 Mit Dr.-Grad, als wäre er Teil des Namens

Leserbrief zu "Frau Mustermann 2010" - DIE ZEIT Nr. 29, S 57

Dr.-Grad in der Namenszeile des neuen Personalausweises

in der ausführlichen Übersicht über Gestalt und Funktionen des ab November geltenden neuen Personalausweises fehlt eine bemerkenswerte, vom bisherigen Ausweis übernommene formale Unart, nämlich den Doktorgrad (im Volksmund „Doktortitel“ genannt) vor dem Namen, also in der Namenszeile anzugeben. Viele Bürger glauben ja immer noch, er sei Bestandteil des Namens. Im neuen Ausweis wird der Titel also weiterhin - übrigens als wenig aussagendes Kürzel „Dr.“ auch im Bundestag und in Behörden - als Bestandteil des Namens behandelt, obwohl er es nach der schon 50 Jahre geltenden Rechtsprechung (BGH und andere Gerichte) nicht ist. Der Doktorgrad ist auch kein Mittel zum Identifizieren einer Person, schon gar nicht in Form eines Zweibuchstabenkürzels, was die Aufnahme im Ausweis rechtfertigen könnte. Kann es ein souveräner Staat verantworten, die Rechtslage unentwegt zu ignorieren und ein Hochsicherheitsdokument, den Personalausweis mit Angaben zu versehen, die allenfalls auf Visitenkarten und Türschildern berechtigt sind?

Vor drei Jahren hatte der damalige Innenminister  Wolfgang Schäuble diese in Europa einmalige sinn- und rechtswidrige deutsche Eigenart abschaffen wollen. Auch, um den erheblichen Verwaltungsaufwand in den Passbehörden der Länder zu verringern. Alles war vorbereitet. Doch Bayerns damaliger Ministerpräsident Günther Beckstein begehrte auf. Mit seinem Veto im Bundesrat und dem Hinweis auf die Tradition verhinderte er die Beachtung internationaler Gepflogenheiten.

Die Pflege der Tradition überdeckt wohl eher einen Mangel an Selbstbewusstsein, schafft Vorurteile und fördert den Titelhandel, um nur einige der Folgen zu nennen. Die lebenslange Verzierung des Namens – bei allem Respekt vor und leider auch in Unkenntnis der einmaligen Leistung beim Erwerb des Titels ignoriert auch ihre Vergänglichkeit, zumal sie von Jahr zu Jahr an Aktualität verliert.

Ulrich Werner
17.7.2010

Links:
Plenarprotokoll der Deutschen Bundestage

Doktor Becksteins Titelkampf

Entscheidung des BGH 1962

Macht und Schein der Titel

Doktoreintrag im Paß

Der Deutsche Bundestag - Hort von Sachverstand und Kompetenz - Der vergebliche Versuch, einen alten Zopf abzuschneiden (2004 bis 2006)



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