Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
Sprache / Artikel zur Sprache XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / P.Deutsch for sale
 

  < zurück erweiterte Suche Seite drucken
 

Deutsch for sale
 Die deutsche Sprache wird so schlampig gesprochen und geschrieben wie nie zu vor. Auffälliges Syndrom der dramatischen Verlotterung ist die Mode, fast alles angelsächsisch "aufzupeppen". Aber es gibt eine Gegenbewegung.
Von Mathias Schreiber

DER SPIEGEL 40/2006, S. 182 bis 198 

Mit dem Tod jeder Sprache stirbt eine Welt. Ein stilles Drama, das in allen möglichen Winkeln der Erde ohne Unterbrechung aufgeführt wird. Eine der mehr als 250 Sprachen, die von den australischen Ureinwohnern gesprochen wurden und zum Teil noch werden, heißt "Nhanda".

Die letzte Nhandasprecherin, Lucy Ryder, hatte das Idiom ihrer Ahnen der US-amerikanischen Anthropologin Juliette Blevins Mitte der neunziger Jahre auf Band diktiert. Während einer dreijährigen Reise durch Westaustralien benannte die Aborigine-Frau nach und nach zahllose Pflanzen und Tiere, Gebärden und Farben, Orte und Lebensgewohnheiten - ihren ganzen kleinen Kosmos eben.

Lucy Rider lebt nicht mehr. Aber ihre Sprache gibt es noch: konserviert auf Bändern, übersetzt und grammatisch analysiert im Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, in dessen Auftrag Juliette Blevins die Welt bereist.

Das Nhanda-Schicksal ereilt immer mehr der - heute noch - rund 6500 Sprachen dieser Welt. 273 davon werden von einer Million Menschen und mehr gesprochen. Schon in hundert Jahren, so schätzt Martin Haspelmath vom Leipziger Institut, wird die kulturelle Globalisierung allenfalls noch 2000 dieser Wortwelten übriggelassen haben. Es gibt pessimistischere Prognosen: Bis zu 80 Prozen der Sprachen dieser Welt seien, meinte Mitte Juli der mexikanische Sprachwissenschaftler Rainer Enrique Hamel im Münchner Goethe-Forum, im Verlauf des 21. Jahrhunderts "vom Aussterben bedroht". Auch die deutsche?

Vielleicht ist die Sprache von Luther, Kant, Goethe, Kleist, Bismarck, Daimler, Werner von Siemens, Kafka, Rilke, Einstein, Brecht, Thomas Mann und Grass dann auf die Bedeutung geschrumpft, die heute etwa das Plattdeutsche hat, unentbehrlich allenfalls für das Hamburger Ohnsorg-Theaster.

Zum Artikel 

 



zum Seitenanfang < zurück Seite drucken