Von außen wirkt die Rogosin-Bialik-Schule im heruntergekommenen Süden Tel Avivs nicht gerade einladend: Der von einem hohen Zaun umgebene kalte Betonbau hat nur wenige Fenster, am Eingang prüft ein Sicherheitsmann mit Pokerface die Besucher. Doch wer die Schwelle übertritt, merkt gleich, dass es sich um eine Oase handelt: Zuerst fällt der liebenswürdige Umgangston in den Fluren auf, dann das bunte Flaggenmeer im Innenhof, zu dem die eher seltenen Banner von Ecuador, Kolumbien, Zaire, Ghana, Moldawien oder den Philippinen gehören. Im Vorzimmer des Direktorats telefoniert die Sekretärin mit einer Behörde und verkündet erfreut, dass gerade ein weiteres Kind einen israelischen Personalausweis bekommen hat.
Die Schulleiterin Keren Tal, 43, erlebt solche Nachrichten immer wieder als persönlichen Triumph. Um die Besonderheit ihres Alltags zu erklären, legt sie eine Statistik auf den Tisch: Von den insgesamt 725 Schülern zwischen fünf und 18 Jahren sind 33 Prozent Kinder von überwiegend illegalen Gastarbeitern, sechs Prozent Flüchtlinge aus Darfur, 16 Prozent jüdische Neueinwanderer, vor allem aus den GUS-Staaten, sieben Prozent sind arabische Israelis, und 13 Prozent gelten als sogenannte »neue Israelis«, weil ihr Status legalisiert wurde. Nur ein Viertel der Schüler stammt aus alteingesessenen israelischen Familien.
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