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Sprache / Artikel zur Sprache XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / Zweier – Zweitakt – Dreier – Zehnerpack
 

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Zweier –Zweitakt – Dreier –  Zehnerpack 
 Österreichische Sprachliebhaber zu weiblichen und männlichen Zahlwörtern

Mitgeteilt von Dr. Gottfried Fischer (Februar 2008), 
Schriftleiter des Vereins "Muttersprache", des größten Sprachpflegevereins Österreichs
http://homepage.univie.ac.at/goetz.fischer/WienerSprachblaetter.htm

M.R. K. schreibt:
"Ein Dreier" gilt bei mir ebenso viel wie "eine Drei". Letztere Form wird - wie ich immer wieder feststelle - von Anhängern der Theorie einer "österreichischen Sprache" gerne als "piefkenesisch" bezeichnet, wodurch ihnen "der Dreier" wiederum offiziell "österreichisch" vorkommt.
 
Gottfried Fischer dazu:
Seltsam ist nicht nur, wie viele Anglizismen auf engstem Raum in einem öst. Zeitschriftenrätsel vorkommen, sondern auch, daß "Dreier" als umgangssprachlich bezeichnet wird. Klänge "eine Drei" hochdeutscher, oder läßt der Rätselschöpfer nur "befriedigend" zu?

Liebe Sprachfreunde, empfinden Sie "Dreier" als ugs.?

Heinz-Dieter Pohl (Univ.-Prof. i. R.):
In der Frage, ob "die Drei" oder "der Dreier" widerspiegelt sich viel Unwissen:
(1) weil wir in Österreich "der Dreier" sagen, aber in Deutschland "die Drei",  glauben viele Österreicher, "die Drei" sei besseres Deutsch (wie u. a. auch "das Gehalt, die Akte, die Schranke usw." (statt "der Gehalt, der Akt, der Schranken usw."), Ursache für die aufreizende Ansage beim Telefonieren "drücken Sie die Drei" (usw.).
(2) aus (1) wird der Schluss gezogen, dass "der Dreier" österreichisch sei und man in ganz Deutschland "die Drei" sagt. In Wirklichkeit sind - mit Bedeutungsunterschieden - im ganzen deutschen Sprachraum beide Varianten üblich, aber in Bezug auf die Ziffer und die Schulnote ist "der Dreier" nur südostdeutsch (v. a. Bayern und Österreich, z. T. auch Schweiz). "Der Dreier" für den Lottogewinn ist beispielsweise gemeindeutsch, auch im Sport (z.B. = "Dreiruderer").
heinz.pohl@chello.at
  
A. K. M. :
Bei einer Stadtführung durch Lindau am Bodensee klärte ich die Führerin über die alte Ziffer auf, die  "einen halben Achter"  –  also die Zahl 4 – darstellt.  Weder bei der bayerisch-schwäbischen Führerin noch bei den in Hörweite stehenden Touristen, unter denen sich auch Norddeutsche befanden, stieß ich auf Unverständnis.  Niemand ermahnte mich, "eine halbe Acht"  zu sagen. Kein Wunder!  Auch in Deutschland  – sogar nördlich der Mainlinie – werden Zahlwörter mit -er  gebildet: "Fünfer"; "Zehner"  und andere Geldscheine,  "Zweierreihe", "Dreierreihe" u. s. w., "Zweierbeziehung", Zweitakt/Dreitakt" (in der Musik), "Dreierwette" (bei Pferdewetten) usw., "flotter Dreier / Vierer" (Geschlechtsverkehr zu dritt/zu viert), "Vierer mit/ohne Steuermann" (im Rudersport), "Viererbob", "Fünfer/Sechser" (im Lotto), "Sechserpack"(Ware in einer Sechserpackung, z. B. Bier) usw. 
 
In Österreich (unter anderem im ORF und bei der Angabe von Fernsprechnummern) setzen sich weibliche Zahlwörter wie "die Drei" immer mehr durch. Dennoch gelten hier und auch in Süddeutschland männliche Zahlwörter wie "Dreier" nicht bloß als umgangssprachlich, sondern auch als standardsprachlich.
 
P. S.: Nunmehr habe ich "Zweitakt/Dreitakt" korrigiert zu: "Zweiertakt/Dreiertakt"
 
Heinz-Dieter Pohl:
Diese Antwort (s. u.) ist mehr als bedenklich. Nur weil es Vertreter einer "österreichischen Sprache" gibt, muss man noch lange nicht etwas, das in Österreich (ggf. einschließlich Bayerns bzw. des süddeutschen Sprachraums) unüblich ist, als "gleichwertig" betrachten. Dies ist reine Ideologie (wenn man so will: unter umgekehrten Vorzeichen)!



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