Auch in der Süddeutschen Zeitung, seit vielen Jahren Ziel meiner sprachkritischen Hinweise, gibt es mindestens einen Journalisten, der sich mit erhöhter Aufmerksamkeit der deutschen Sprache widmet und manchmal als einsamer Rufer in der Wüste der unter Zeitdruck schludrig gefassten Formulierungen seiner Kollegen gegen fest verankerte Fehler und Verhunzungen der Sprache ankämpft. Hermann Unterstöger benutzt hierzu seine Kolumne „Sprachlabor, worin er lehrreich und in amüsantem Ton sprachliche Eigenheiten und Ausrutscher abhandelt. So geschehen wieder in der Weihnachtsausgabe der SZ (24./25./26./27.12.2009), wo er den Begriff „Lackmustest aufs Korn nahm, dessen Verwendung ich dem Bundespräsidenten in meinem Brief vorgehalten hatte. Dabei erwähnte Unterstöger einen Kollegen, der ebenfalls das umstrittene Wort in der Formulierung die Steuerfrage sei „der Lackmustest für diese Koalition benutzt hatte. Allerdings „sei der Bundespräsident, so Unterstöger, „kein Redaktionsmitglied der Süddeutschen Zeitung, weswegen sein Sprachgebaren in dieser Kolumne normalerweise nicht erörtert wird.
Unterstöger wies auf den Quantensprung hin, der gleichfalls Opfer eines lässigen Sprachgebrauchs geworden ist und dabei „im Alltag auch weit jenseits seiner eigentlichen Bedeutung verwendet wird.
Ein weiterer Leser hatte sich daran gestoßen, dass „Rot-Grün als mögliche Blaupause für die Bundesrepublik in Erwägung gezogen wurde, obwohl doch die Blaupause im Technik-Lexikon als „Lichtpause von transparenten Originalen bezeichnet ist, die ohne Umweg über ein Negativ gewonnen wird.
Unter Bezug auf das nahe Weihnachtsfest warnte Unterstöger alle Geistlichen eindringlich davor, in den Festpredikten Weihnachten als Blaupause, Lackmustest oder gar Quantensprung zu bezeichnen.
Mein kritischer Brief an den Bundespräsidenten wurde von mir unerwartet im Gästebuch des Bundespräsidenten veröffentlicht, obwohl er wenig schmeichelhafte Begriffe wie „sprachlich-säuerlicher Fehlgriff, „Ignorantenmetapher und „semantischer Purzelbaum enthält. Die zwar übliche, auf den Duden zurückführbare Pseudofähigkeit, nämlich „Zukunftsfähigkeit, in der Rede des Bundespräsidenten habe ich ohne besondere Erwähnung in „Zukunftseignung übersetzt.
U.W. am 1.1.2010
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