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Der Sprachgebrauch

Der Sprachgebrauch bestimmt, was in die Wörterbücher gelangt. Allein die Häufigkeit beim Sprechen und Schreiben zählt. Die Richtigkeit ist unwichtig. Der Ausdruck „vor Ort“ zeigt erneut den schlampigen Umgang mit der Sprache "vor Ort", nicht nur hier, da oder dort, sondern überall.

Die Wendung „vor Ort“ kann im Einzelfall den Sachverhalt verdeutlichen und daher eine Bereicherung der Sprache sein, wenn bspw. eine mit der ursprünglichen Bedeutung analoge Situation (unmittelbar davor) außerhalb eines Bergwerkstollens beschrieben werden soll. Sobald die Formulierung „vor Ort“ jedoch mit dem üblichen Hang zum Verallgemeinern auf nicht mit dem Originalsinn vergleichbare Fälle ausgedehnt wird, verliert die Sprache an Klarheit. Mit der Entfernung vom Originalsinn nimmt auch der Abstand zum eigentlichen Ort zu und zwangsläufig die Aussagekraft ab.

Der Bergmannausdruck „vor Ort“ ist erstmals im Jahre 1955 dokumentiert (Mackensen, „vor Orte arbeiten“), später in der Fassung „vor Ort arbeiten“ (1986, Wahrig). Im Jahre 1989 erhielt dieser Ausdruck die Anerkennung als umgangssprachliche Wendung für Ortsangaben auch außerhalb einer Kohlengrube. Der Duden erwähnt den Ausdruck aus der Bergmannsprache erstmals mit dem einschränkenden Zusatz „umgangspr.“ In der Bedeutung von und als Ersatz für „an Ort und Stelle“, allerdings mit der präzisen Angabe „unmittelbar, direkt am Ort des Geschehens“.

Es war abzusehen, daß die Übertragung dieser Wendung in den allgemeinen Sprachgebrauch nicht dem ursprünglichen Sinn nach eingeschränkt bleiben wird. Die bekannte und von den Wörterbuchredaktionen tolerierte Großzügigkeit beim Umgang mit der Sprache (vergl. den überstrapazierten Schwammbegriff „davon ausgehen“) führte von der unmittelbaren Nähe zu immer größeren Entfernungen weg vom Ort des Geschehens. Auch die Vielzahl der "vor Ort" liegenden Orte in der aktuellen Berichterstattung dämpft das Bedürfnis zu erfahren, wo genau dieser "vor Ort" liegende Ort ist. Die „vor Orte“ liegen häufig so weit vom Ort des Geschehens entfernt, daß der besagte Ort nicht vor, aber vielleicht daneben oder sogar hinter (welchem) Ort und kilometerweit weg liegt, in großflächigen Gebieten überall liegen kann.

Die allgemeine Tendenz sich schwammig auszudrücken wird durch die Medien bestärkt. Die ständige Wiederholung von „vor Ort“ erzeugt Gleichgültigkeit. Der Gedanke an den gemeinten Ort, sich vorzustellen, wo der gemeinte Ort liegt, wird verhindert. Die Angabe, die eigentlich informieren soll, läuft ins Leere. Es will dann niemand mehr genau wissen, wo der Ort und was davor liegt. Der Ort liegt dann irgendwo in dieser Gegend.

Der Ausdruck "vor Ort" hat durch die Aufnahme in den Wörterbüchern das Etikett für „Gutes Deutsch“ erhalten. Die ursprüngliche Bedeutung ist den meisten unbekannt oder gleichgültig. Der Glaube modernes Deutsch zu sprechen regt zum inflationären Gebrauch an. Die Angabe "vor Ort" ist meistens ein völlig unnötiges und informationsleeres Füllwort. Unsere Sprache bietet klare Ortsbezeichnungen an:„hier, da, dort, örtlich, daneben, davor, dahinter usw.

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