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Der GROSSE KNIGGE als Traditionshüter der überholten Titelverehrung

10. Moderne Technik – antiquierte Anrede

 

10. Moderne Technik – antiquierte Anrede
Mit der Empfehlung längst überholter Gewohnheiten aus der Vergangenheit, vor allem mit der unmissverständlichen Anweisung, Titel und Doktorgrad in der Anrede zu verwenden, verbreiten Sie ein bedenkliches, weil falsches Signal für den vorurteilsfreien Umgang mit Menschen. Das Internet bietet heute einen noch nie erreichten Umfang von Informationen. Auch die offizielle Verleihung von akademischen Auszeichnungen wie der Doktorgrad werden in Windeseile bekannt, allerdings beschränkt auf die Verzierung des Namens durch die zwei wenig aussagende Buchstaben (Dr.). Doch der wahre Grund für die Auszeichnung bleibt in der Regel unbekannt. Das übertriebene und oft unverdient hohe Ansehen der Promovierten, allein schon auf Grund des Doktorsymbols hat sich im kollektiven Gedächtnis der Menschen derart tief festgesetzt, dass sich niemand mehr dafür interessiert, ob die Voraussetzungen dafür erfüllt worden sind oder nicht. Sehr selten werden „schlafende Hunde „geweckt, wie der aktuelle Fall Schavan zeigt.

Mit den Anredeempfehlungen wird, wenn auch ungewollt, indirekt der strafbewerte Titelhandel unterstützt. Meinungslabile Bürger, also auch diejenigen, die die Rechtslage kennen, werden verunsichert. Der „Knigge“ billigt eine akademische Zweiklassen-Gesellschaft, die sich in Deutschland als akademisches Abfallprodukt des Titelwesens etabliert hat. Dass die nichtpromovierten Akademiker ihre schon zur Tradition gewordene Diskriminierung widerspruchsfrei ertragen, spricht für ihre Souveränität und für ihr Selbstbewusstsein, Eigenschaften, die Promovierten allzu oft fehlen. Lieber halten sie den Pfeil „Titelneid“ im Köcher. Auf mich wurde er auch schon abgeschossen.

Ich appelliere an Sie, sehr geehrte Frau Jarosch, und an die sehr geehrten Damen und Herren der Redaktion des neuen „Knigge“, die Ausbreitung eines modernen und sachlichen Umgangs mit „Titeln“ aller Art in Deutschland zu unterstützen. Unsere moderne Gesellschaft braucht keine unklar definierte Mischung aus akademischen Titeln und Graden, sondern Leistungsträger, die ihr Leistungsvermögen nicht lebenslang mit zwei Buchstaben andeuten. Bitte geben Sie ein deutliches Signal für mehr Gelassenheit bei der Anrede, d. h. weniger demütig, ergeben, ehrerbietig, diensteifrig, ehrfürchtig,dnd kniefällig, wie es einem freien und mündigen Bürger eines Rechtsstaates zukommt. Müllers Anregung aus 1969 könnte als Bezug dienen für eine Wende im Umgang mit den in Deutschland als ungemein wichtig angesehenen akademischen Auszeichnungen. Der neue GROSSE KNIGGE würde mit einer sachgemäßen Beurteilung und Bewertung der akademischen Bezeichnungen bei der großen Mehrzahl der Bürger den Informationswert steigern, besonders durch die Aufklärung über die Rechtslage und die daraus ableitbaren Folgen für die Gesellschaft. Der für einzelne Betroffene eintretende Verlust an Ansehen als Folge des Endes der lebenslangen Aufwertung im akademischen Adelsstand würde durch einen entspannten und vorurteilsfreien Umgang der Bürger mit einander mehr als ausgeglichen. Der Adel hat sogar die Abschaffung seiner Titel überlebt. Als zukunftsoffener Ratgeber können Sie nur profitieren. Der Freiherr würde Ihnen applaudieren. Das Ausland hätte schließlich keinen Grund mehr, sich über die typisch deutsche Titelverherrlichung zu amüsieren.

Weiter nach Wahl:

1. Begriffsbestimmung
2. Die Gesellschaft wird moderner
3. Die Überbewertung des Doktorgrades
4. Lebenslange Anerkennung
5. Die Dünnbrettbohrer
6. Tradition geht vor Realität
7. Beckstein gegen Schäuble
8. Die Zweiklassengesellschaft
9. Trat ein Knigge-Rat in ein Fettfass?
10. Moderne Technik – antiquierte Anrede
11. LINK-Übersicht
12. Gesamt



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